Erzbischof Heße soll in Missbrauchsprozess als Zeuge aussagen

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ist in einem Missbrauchsprozess gegen einen katholischen Pfarrer als Zeuge geladen.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ist in einem Missbrauchsprozess gegen einen katholischen Pfarrer als Zeuge geladen. Das bestätigte am Freitag ein Sprecher des Landgerichts Köln der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Prozess gegen Pfarrer U. aus dem Erzbistum Köln werde Ende November beginnen. Weitere Details zu der Verhandlung nannte das Gericht nicht.

Erzbischof Heße kann sich nicht erinnern

Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung darüber berichtet. Pfarrer U. soll sich zwischen 1993 und 1999 mehrfach an seinen drei minderjährigen Nichten vergangen haben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe und ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Jahr 2010 überreichte Heße – damals Personalchef im Erzbistum Köln – dem Pfarrer seine Entpflichtungsurkunde. Zugleich soll der heutige Hamburger Erzbischof eine Notiz unterzeichnet haben, nach der über das Gespräch mit U. kein Protokoll gefertigt werden solle.

Heße kann sich nach eigenen Angaben nicht erinnern, sein Einverständnis zu einem solchen Vorgehen gegeben zu haben. Als die Staatsanwaltschaft 2011 ihre Ermittlungen einstellte, wurde U. im Erzbistum Köln wieder als Krankenhausseelsorger eingesetzt. Ein in diesem Jahr veröffentlichtes Missbrauchsgutachten wirft neben Heße auch dem früheren Leiter des Kölner Kirchengerichts, Günter Assenmacher, Fehler in dem Fall vor.

Fall wieder aufgerollt

Der heutige Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki rollte den Fall 2018 wieder auf. Er meldete ihn an die Staatsanwaltschaft und untersagte U. die Ausübung priesterlicher Dienste. Im vergangenen Jahr klagte die Staatsanwaltschaft den Pfarrer an. Heße hatte im März wegen diesem und weiterer Vorwürfe dem Papst seinen Rücktritt angeboten, und auch Kardinal Woelki steht wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik. Eine Entscheidung des Papstes über ihre Zukunft wird noch erwartet.

kna

Zukunft des Hamburger Erzbischofs Heße weiter unklar