Bratislava – Der Papst hat die katholische Kirche in der Slowakei aufgerufen, Freiheit zu geben, kreativ zu sein und sich dem Dialog zu stellen. Statt übertriebener Sorge um sich selbst oder um das Ansehen in der Gesellschaft sei die Frage wichtiger, was die Menschen von der Kirche erwarten, so Franziskus bei einer Rede vor Bischöfen, Priestern und Ordensleuten am Montag in der Martins-Kathedrale von Bratislava.
Wenn die Kirche „keinen Raum für das Abenteuer der Freiheit lässt, auch nicht im geistlichen Leben“, warnte der Papst, laufe sie „Gefahr, zu einem starren und abgeschlossenen Ort zu werden“. Viele, „vor allem die jüngeren Generationen, fühlen sich von einem Glaubensangebot, das ihnen keine innere Freiheit lässt, und von einer Kirche, in der alle gleich denken und blind gehorchen müssen, nicht angezogen“, mahnte Franziskus.
Franziskus plädiert dafür, neue Wege auszuprobieren
Daher sei vor allem Kreativität verlangt. Ob es nicht „die dringlichste Aufgabe der Kirche gegenüber den Völkern Europas“ sei, „neue ‚Alphabete’ für die Verkündigung des Glaubens zu finden“, fragte das Kirchenoberhaupt. Dies hätten auch die Slawenapostel Kyrill und Method im 9. Jahrhundert getan. „Wir haben eine reiche christliche Tradition im Hintergrund“, lobte Franziskus, aber im Leben vieler bleibe sie heute „Erinnerung an eine Vergangenheit, die ihnen nichts mehr sagt“ und für Lebensentscheidungen „keine Orientierung mehr gibt“.
In seiner mahnenden wie humorvollen Rede warnte der Papst: Wenn das Gespür für Gott und die Freude am Glauben verloren gegangen seien, nütze es nichts, sich in einen defensiven Katholizismus zu verschanzen und die Welt zu verurteilen und anzuklagen. Es brauche „die Kreativität des Evangeliums“. „Lasst uns versuchen, andere Räume zu öffnen, lasst uns andere Wege ausprobieren.“
Freiheit und Kreativität verlangen Dialogbereitschaft
Freiheit und Kreativität verlangen laut Franziskus Dialogbereitschaft. Wer wie die Kirche in Geschichte und Kultur verwurzelt ist, wisse auch in Dialog zu treten. Dies gelte sowohl innerhalb der katholischen Kirche, mit anderen Glaubensgemeinschaften wie auch „mit denen, die sich schwertun auf ihrer religiösen Suche, auch mit denen, die nicht glauben“.
Zu Beginn der Begegnung hatte der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Bratislavas Erzbischof Stanislav Zvolensky, den Papst gebeten, seine Anliegen zu erklären. „Wir versuchen immer zu wissen und zu verstehen, was Petrus uns heute sagt“, so Zvolensky. Er sei deshalb froh, den Papst aus nächster Nähe hören können.