EKD-Ratsvorsitzender: Unzufrieden mit Missbrauchsaufarbeitung

Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigt sich unzufrieden mit dem Stand der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der Präventionsstrategie seiner Kirche.
EKD-Ratsvorsitzender: Unzufrieden mit Missbrauchsaufarbeitung Berlin – Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigt sich unzufrieden mit dem Stand der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der Präventionsstrategie seiner Kirche. "Wir haben es versucht. Aber ich bin trotz aller Anstrengungen und allem Erreichten nicht zufrieden mit dem Ergebnis", sagte Bedford-Strohm dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag).

Heinrich Bedford-Strohm (Foto: Spernol)

Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigt sich unzufrieden mit dem Stand der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der Präventionsstrategie seiner Kirche. „Wir haben es versucht. Aber ich bin trotz aller Anstrengungen und allem Erreichten nicht zufrieden mit dem Ergebnis“, sagte Bedford-Strohm dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag).

„Die Fälle sexualisierter Gewalt in unserer Kirche belasten mich extrem“

Der bayerische Landesbischof verwies auf den elf Punkte umfassenden Handlungsplan gegen sexualisierte Gewalt, den die EKD „Schritt für Schritt“ gegangen sei. „Dennoch ist es uns nicht gelungen zu vermitteln, dass wir das konsequent tun, und es ist uns vor allem auch nicht gelungen, das Vertrauen wiederzugewinnen, das verloren gegangen ist“. Er bedauere es sehr, dass die EKD „trotz aller Anstrengungen noch nicht weitergekommen“ sei, so Bedford-Strohm: „Die Fälle sexualisierter Gewalt in unserer Kirche belasten mich extrem.“

Die Missbrauchsaufarbeitung wird auch bei der anstehenden EKD-Synode in Bremen im Zentrum stehen. Am Montag nimmt die Synode einen Bericht ihres Beauftragtenbeirats entgegen. Bedford-Strohm, der sein Amt nach sieben Jahren abgeben wird, appellierte an seine und auch an die katholische Kirche, bei der Aufarbeitung nicht nachzulassen. „Es ist nachvollziehbar, dass wir als Kirchen gemeinsam im Fokus stehen, so unterschiedlich die Betroffenheiten jeweils sind. Die moralische Fallhöhe ist bei keiner anderen Institution so hoch“, betonte er. „Darum stehen wir in der Pflicht, konsequent so zu handeln, dass Risiken so weit wie irgend möglich minimiert werden.“

Rörig kritisiert Umgang der EKD mit Missbrauchsopfern

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat die evangelische Kirche für ihren Umgang mit Mitgliedern des Betroffenenbeirats kritisiert. Derzeit gebe es noch keinen partnerschaftlichen Umgang mit ihnen, sagte Rörig der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Die neue Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollte die Bekämpfung und Aufarbeitung von Missbrauch künftig zur Chefsache machen. Er wünsche sich, dass die Synode einen neuen Aufbruch für die Aufarbeitung bringe, so Rörig.

Rörig kritisierte vor allem, dass die EKD den Betroffenenbeirat im vergangenen Frühjahr ausgesetzt habe. Die einseitig beschlossene Aussetzung sei „für uns alle schockierend und erschütternd“ gewesen, so der Beauftragte. Sie habe neben dem Vertrauensverlust von Betroffenen auch „enorme Auswirkungen auf die Aufarbeitungsprozesse“ gehabt. So sei etwa die Erarbeitung einer „Gemeinsamen Erklärung“ zur Aufarbeitung ins Stocken geraten.

EKD hat Betroffenenbeirat ausgesetzt

Der Betroffenenbeirat hatte sich im vergangenen Jahr konstituiert. Nach Konflikten mit der EKD und innerhalb des Beirats hatte die EKD die Beteiligung des Beirats im vergangenen Frühjahr ausgesetzt. Die katholische Kirche hatte eine „Gemeinsame Erklärung“, in der sie sich zur Aufarbeitung verpflichtet, im vergangenen Jahr unterzeichnet. Sie setzte im Anschluss einen Betroffenenbeirat ein.

kna