Bischöfe Timmerevers und Overbeck: Sexualmoral weiterentwickeln

Die katholischen Bischöfe Franz-Josef Overbeck (Essen) und Heinrich Timmerevers (Dresden) mahnen eine Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral an.
Paderborn – Die katholischen Bischöfe Franz-Josef Overbeck (Essen) und Heinrich Timmerevers (Dresden) mahnen eine Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral an. Homosexuelle Partnerschaften, Transgender und Diversität seien aufgrund neuer Erkenntnisse der Sexualwissenschaft neu zu bewerten, schreibt Timmerevers in dem am Mittwoch im Paderborner Bonifatius Verlag erschienenen Buch "Katholisch und Queer". "Man sucht sich seine Sexualität nicht aus."

Bischof Heinrich Timmerevers (Foto: Offizialat Vechta/Johannes Hörnemann)

Die katholischen Bischöfe Franz-Josef Overbeck (Essen) und Heinrich Timmerevers (Dresden) mahnen eine Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral an. Homosexuelle Partnerschaften, Transgender und Diversität seien aufgrund neuer Erkenntnisse der Sexualwissenschaft neu zu bewerten, schreibt Timmerevers in dem am Mittwoch im Paderborner Bonifatius Verlag erschienenen Buch “Katholisch und Queer”. “Man sucht sich seine Sexualität nicht aus.”

Timmerevers: Kirche habe „Menschen falsch beurteilt“

Über Jahrhunderte habe die Kirche “Menschen falsch beurteilt und mit ihrer Situation und Befindlichkeit alleingelassen und de facto in ein Abseits gestellt”, so der Bischof. “Hier haben wir Unrecht begangen und sind auch schuldig geworden.”

Overbeck wendet sich gegen “das Festhalten an einer Sexualmoral, die zum Beispiel gleichgeschlechtlich liebenden Menschen die Möglichkeit einer gelingenden und erfüllenden Beziehung praktisch verwehren möchte”. Weiter schreibt der Ruhrbischof: “Die Lebenserfahrungen und tiefen Empfindungen derer, die homosexuell oder transident sind, haben mich sehr berührt.” Die kirchliche Lehre müsse diese konkreten Lebenszeugnisse integrieren.

Jeder Versuch, Homosexualität als “unnatürlich” zu pathologisieren, stehe im Widerspruch zu den Erkenntnissen human- und sexualwissenschaftlicher Forschung. Das schlichte Wiederholen der bisherigen lehramtlichen Bewertung von Homosexualität könne niemanden mehr überzeugen, sondern führe lediglich dazu, dass sich Menschen gekränkt und verletzt von der Kirche abwenden, so der Essener Bischof.

Papst Franziskus bringe „neue Form der Wertschätzung zum Ausdruck“

Papst Franziskus habe deutlich gemacht, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften rechtlichen Schutz verdienen, schreibt Overbeck weiter. Damit bringe er “eine neue Form der Wertschätzung zum Ausdruck, die den Ausgangspunkt für eine (ortskirchliche) Neubewertung der Homosexualität bilden kann”. Allerdings stehe diese Entwicklung in einem Spannungsverhältnis zum Nein der vatikanischen Glaubenskongregation zu einer Segnung homosexueller Partnerschaften. Laut geltender katholischer Lehre ist es zwar keine Sünde, homosexuell zu empfinden. Gleichgeschlechtliche Handlungen seien aber “in sich nicht in Ordnung” und das Ausleben der Sexualität nur der Ehe von Mann und Frau vorbehalten.

In dem von Mirjam Gräve, Hendrik Johannemann und Mara Klein herausgegebenen Buch schildern lesbische, schwule, gleichgeschlechtlich lebende, bisexuelle, sowie trans, inter, nichtbinäre und andere queere Menschen ihre Erfahrungen mit Glauben und Kirche. Auch Menschen aus ihrem Umfeld wie Eltern oder Geschwister sowie Stimmen aus Verbänden, Amtskirche, Theologie und Seelsorge kommen zu Wort.

kna