Papst betet Rosenkranz für den Frieden

Papst Franziskus, Maria und der Frieden. Erneut hat sich das Kirchenoberhaupt an die Muttergottes gewandt, um für ein Ende der Kriege weltweit zu bitten. Viele Marienwallfahrtsorte beteiligten sich.
Papst Franziskus, Maria und der Frieden. Erneut hat sich das Kirchenoberhaupt an die Muttergottes gewandt, um für ein Ende der Kriege weltweit zu bitten. Viele Marienwallfahrtsorte beteiligten sich.

Papst Franziskus. –Foto: © Jorge Silva | Dreamstime.com

Der Papst, die Muttergottes, Blumen. Wie schon am 25. März hat Franziskus zum Gebet um Frieden aufgerufen. Diesmal leitet er die weltweite Friedensbitte nicht im Petersdom, sondern in Santa Maria Maggiore, Roms wichtigster Marienkirche. Zum Abschluss des Monats Mai, in der katholischen Kirche der Gottesmutter Maria gewidmet, will der Papst die Welt erneut in einer Friedensbitte vereinen. Die wird umso drängender, je länger der Krieg in der Ukraine dauert.

Im März im Petersdom symbolisierte die zahm-schüchterne Figur der Jungfrau von Fatima die Gottesmutter. In Santa Maria Maggiore kommt die Königin des Friedens deutlich energischer daher. Diesmal sitzt die Madonna dem Kirchenoberhaupt im Rollstuhl gegenüber, hebt energisch den linken Arm, als wolle sie dem Krieg ein Ende setzen. Mit dem anderen Arm umarmt sie das Jesuskind, das einen goldenen Olivenzweig als Friedenssymbol für den Frieden hält. Die eingearbeiteten Blumen im Sockel sollen das Aufblühen des Lebens und die Rückkehr des Friedens symbolisieren. Kleine Bittzettel legen Gläubige seit jeher vor ihr nieder.

Als diese Statue von Papst Benedikt XV. (1914-1922) in Auftrag gegeben wurde, ging es um ein Ende des Ersten Weltkriegs. Nun, über 100 Jahre später, betet Franziskus um eine Ende der Kriege weltweit, insbesondere in der Ukraine. Immer wieder betonte der 85-Jährige in den vergangenen Monaten, wie wenig die Menschheit aus der Geschichte, den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. An kaum einem anderen Ort könnte er diese Aussage wohl eindrücklicher untermauern als hier, im linken Seitenschiff der großen Basilika im Zentrum Roms.

Wenngleich wesentlich weniger Menschen an diesem Gebet teilnehmen als noch im März, gerade einmal 900 sind laut Vatikan gekommen; die Reihen der Bischöfe und Kardinäle deutlich ausgedünnt, auch die Beteiligung der Diplomaten hat abgenommen. Dabei ist wieder der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Andrij Jurash. Dafür sind viele junge Menschen in der Kirche, Pfadfinder und Kommunionkinder. Außerdem Angehörige verschiedener Militärs, Ordensleute.

Ein Gesteck aus weißen Blumen lässt Franziskus vor der Muttergottes niederlegen; später einen kleinen Bittbrief, wie es viele Menschen an dieser Stelle tun,. Mit dem Zettel bittet er um die „Heiligung des Klerus“. Dann spricht er zu Maria, erinnert daran, wie er im März beide Länder, Ukraine und Russland, und ihre Menschen der Gottesmutter geweiht hatte. „Wir haben um die große Gabe der Bekehrung der Herzen gebeten. Wir sind sicher, dass mit den Waffen des Gebetes, des Fastens, des Almosengebens und der Gabe deiner Gnade die Herzen der Menschen und die Geschicke der ganzen Welt verändert werden können.“ Nun bittet der Papst sie erneut um „die große Gabe des Friedens“, darum „die von Gewalt und Rache erfüllten Herzen zu versöhnen, die vom Wunsch nach leichter Bereicherung verblendeten Gedanken zu korrigieren. Lass deinen Frieden über die ganze Erde herrschen.“

Wie schon vor einigen Wochen im Petersdom ist Franziskus in seinem Gebet nicht allein. Menschen in Marienwallfahrtsorten weltweit beten zeitgleich mit dem Kirchenoberhaupt den Rosenkranz – etwa in der Ukraine, im Irak, Syrien und Bahrain. Zudem wurden alle Gläubigen aufgerufen, sich zu beteiligen.

In der römischen Basilika selbst versammelt der Papst all jene um sich und die Figur der Friedenskönigin, die besonders vom Krieg betroffen sind: eine ukrainische Familie, die für alle Familien steht, die die Gewalt des Krieges erleben, Militärseelsorger, die der betroffenen Bevölkerung Hoffnung und Trost spenden, Freiwillige, stellvertretend für alle Menschen, die ihren Dienst zugunsten anderer auch in Situationen großer Gefahr und Unsicherheit fortsetzen, eine syrische und eine venezolanische Familie, stellvertretend für jene, die unter den dortigen Konflikten leiden, sowie einige Geflüchtete, die ihre Heimat verlassen mussten und nun versuchen, ein neues Leben aufzubauen.

Sie alle beten den Rosenkranz, das Vaterunser und fünf Ave Maria neben der Statue der Maria Regina Pacis – nicht das einzige bedeutsame Marienbildnis in der Basilika. Einige Meter neben ihr steht die Lieblingsikone des Papstes in ihrer eigenen Kapelle, „Salus Populi Romani“, Patronin der Menschen in der italienischen Hauptstadt. Vor dieser bat Franziskus 2020 um ein Ende der Corona-Pandemie. Er holte damals die aus dem 4. Jahrhundert stammenden Ikone vor den Petersdom, betete alleine vor ihr und dem menschenleeren Petersplatz. Auch diesmal besuchte er sie. Nach dem Gebet. Allein, fernab der Kameras.

Es scheint, als wolle Franziskus nun die gebündelten Kräfte der Muttergottes mobilisieren, um Kriegen und Konflikten weltweit endlich ein Ende zu setzen. Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass er vor einem bedeutsamen Marienbildnis um Frieden bittet.

Von Severina Bartonitschek (KNA)