Papst warnt vor „Gefängnis der Gewohnheit“

Papst Franziskus hat Katholiken zum Patronatsfest Peter und Paul vor einem „Gefängnis der Gewohnheit“ gewarnt.
Papst Franziskus hat Katholiken zum Patronatsfest Peter und Paul vor einem „Gefängnis der Gewohnheit“ gewarnt.

Papst Franziskus –Foto: © Palinchak | Dreamstime.com

Vatikanstadt – Papst Franziskus hat Katholiken zum Patronatsfest Peter und Paul vor einer rückwärtsgewandten Weltsicht gewarnt. „Wir erleben immer noch eine Menge innerer Widerstände, die uns nicht erlauben, in Bewegung zu kommen“, sagte er am Mittwoch bei einer Messe im Petersdom. Manchmal werde die Kirche von „Faulheit“ überkommen, „und wir ziehen es vor, uns auf die wenigen sicheren Dinge zu besinnen, die wir besitzen“. Stattdessen sollten die Gläubigen „aufstehen und den Blick auf neue Horizonte richten, auf das weite Meer“.

Wenn es der Kirche nicht gelinge, aus dem „Gefängnis der Gewohnheit“ zu entkommen, drohe sie in die „geistliche Mittelmäßigkeit“ abzurutschen, mahnte Franziskus. Auch in der Seelsorge bestehe die Gefahr, „auf der Stelle zu treten“. So entstehe ein „Eindruck von Lauheit und Trägheit“. Ein solch formalistisches, erstarrtes, selbstbezogenes Christentum werde dem Evangelium nicht gerecht.

Papst ruft zu Beteiligung an Weltsynode auf

Der Papst rief dazu auf, sich „mit Leidenschaft und Demut“ an der aktuellen Weltsynode der katholischen Kirche zu beteiligen. Dort gehe es keineswegs ums Nörgeln und Klagen; viel wichtiger sei, „die heiligen Hallen“ zu verlassen und Jesus anzunehmen. Niemand dürfe bei diesem Prozess ein „passiver Zuschauer“ bleiben; dafür seien die globalen Missstände zu gravierend. Franziskus sprach von Gewalt, Korruption, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Erneut warb er für eine inklusivere Kirche und kritisierte die „Perversion des Klerikalismus“. Es sei falsch, sich in kirchlichen Kreisen zu verschließen, um „sterile Diskussionen“ zu führen. „Wir können und müssen eine Kirche sein, die sich für eine Kultur der Fürsorge einsetzt“, so das Kirchenoberhaupt.

Wie Jedes Jahr an Peter und Paul segnete der Papst die sogenannten Pallien, die für kürzlich ernannte Metropolitan-Erzbischöfe bestimmt sind. Bei diesen Ehrenzeichen handelt es sich um mit Kreuzen bestickte weiße Schulterbänder; sie sollen die besondere Verbundenheit der Erzbischöfe mit Rom ausdrücken. Grüße richtete das Kirchenoberhaupt an eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, die zurzeit im Vatikan zu Gast ist: „Lasst uns gemeinsam gehen, denn nur gemeinsam können wir Samen des Evangeliums und Zeugen der Brüderlichkeit sein“, sagte er.

Alexander Pitz