Erzbistum Köln: Daten aus geschredderter Liste sind nicht weg

Nach Angaben des Erzbistums Köln sind alle Daten aus einer geschredderten Excel-Tabelle mit Missbrauchstätern weiter vorhanden.
Nach Angaben des Erzbistums Köln sind alle Daten aus einer geschredderten Excel-Tabelle mit Missbrauchstätern weiter vorhanden.

Der Kölner Dom. Symbolfoto: SatyaPrem/Pixabay

Nach Angaben des Erzbistums Köln sind alle Daten aus einer geschredderten Excel-Tabelle mit Missbrauchstätern weiter vorhanden. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag) zitiert aus einer Antwort des Erzbistums, wonach „die körperliche wie auch die digitale Liste nur Daten enthielt, die an anderer Stelle ohnehin und bis heute vorhanden sind“. Durch das Schreddern der ausgedruckten und das Löschen der digitalen Liste seien also keine Daten verloren gegangen.

Erzbistum Köln bewertet Frage als nicht „einlassungsfähig“

Wer 2015 die Excel-Liste für Kardinal Rainer Maria Woelki erstellt habe, sei nicht mehr bekannt. Die Original-Akten, aus denen 2015 die Täterliste „herausgefiltert“ worden sei, würden „ordnungsgemäß an den dafür vorgeschriebenen Stellen aufgehoben“. Die Frage, wie sich die Vernichtung der Täterliste mit Vorschriften zur Archivierung sensibler Dokumente verträgt, habe das Erzbistum als nicht „hinreichend konkret“ und damit als nicht „einlassungsfähig“ bewertet, so die Zeitung weiter.

Das Erzbistum hatte am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigt, dass eine Liste aus dem Jahr 2015 mit den Namen von Priestern, denen sexuelle Gewalt vorgeworfen wurde, geschreddert worden sei, nachdem Kardinal Woelki sie durchgesehen habe. Dieser Schritt sei aus Datenschutzgründen erfolgt.

Woelki habe keine Erinnerung an die Namen

„Herr Kardinal Woelki hat keine Erinnerung daran, welche Namen überhaupt auf der vor mehr als sieben Jahren eingesehenen Liste standen“, hieß es weiter: „Er weiß auch nicht, ob die Liste hinsichtlich der Priester, denen Missbrauch vorgeworfen wurde, vollständig war.“ Es habe sich um eine Excel-Tabelle gehandelt, die die Namen der beschuldigten Geistlichen sowie die jeweilige Zahlung an Missbrauchsbetroffene auswies. Informationen zu den konkreten Vorwürfen und zum Verfahrensstand habe das Dokument nicht enthalten.

Der Erzbischof habe 2015 keine Maßnahmen gegen die auf der Liste benannten Personen unternommen, da bereits die Fachstellen des Erzbistums mit den Fällen befasst gewesen seien und die Liste abgearbeitet gewesen sei. „Kardinal Woelki vertraute auf die ordnungsgemäße Arbeit der zuständigen, unabhängigen und qualifizierten Interventionsstelle“, so das Erzbistum weiter.

Später Weitergabe

Im Juli war bekannt geworden, dass das Kölner Erzbistum Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren „Sternsinger“-Chef Winfried Pilz erst sehr spät an das Bistum Dresden-Meißen weiterleitete, wo der Priester seinen Ruhestand verbrachte. Das Erzbistum sieht darin aber keine Pflichtverletzung durch Woelki, da der Kardinal nicht gewusst habe, dass die Informationsweitergabe unter seinem Vorgänger Joachim Meisner versäumt worden sei. Ob der Name Pilz auf der Liste von 2015 stand, weiß Woelki nach Angaben des Erzbistums nicht mehr.

kna