Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sieht keine gesellschaftliche Entwicklung, die Kranke oder Schwache zu einem Suizid drängen würde.
Stuttgart – Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sieht keine gesellschaftliche Entwicklung, die Kranke oder Schwache zu einem Suizid drängen würde. Die Gesellschaft sei aber gefordert, hier sehr wachsam zu sein, sagte Buyx im am Freitag vorab veröffentlichten SWR-Interview der Woche. Es brauche breite Aufklärung und Suizidprävention zum vielfach noch immer tabuisierten Thema Selbsttötung.
Buyx: Keine Gefahr, abzurutschen
Sie habe aber keine Sorge, so Buyx weiter, dass „wir in Gefahr stehen, abzurutschen in eine Situation, wo auf einmal Geschäftsmodelle aus dem Boden sprießen und viele, viele Menschen sich irgendwie gedrängt sehen, sich zu suizidieren“.
Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts muss der Bundestag die gesetzlichen Regeln für Beihilfe zur Selbsttötung ändern. Die Karlsruher Richter formulierten ein Recht auf eine selbstbestimmte Sterbe-Entscheidung. Wie genau die neuen Regeln aussehen könnten, ist umstritten und in der Diskussion. Zuletzt hatte sich auch der Ethikrat damit beschäftigt.
Bessere Beratung
Gefordert wird beispielsweise, dass sich Sterbewillige zunächst beraten lassen und über Hilfen für ihre Situation informiert werden. Unklar ist auch, wie die freie und verantwortliche Entscheidung zu einem Suizid dokumentiert werden soll. Die katholische Kirche wendet sich gegen professionelle Sterbebegleiter und befürchtet, dass mit liberaleren Regeln eben doch ein gesellschaftliches Klima entstehen könnte, in dem sich Menschen zum Suizid gedrängt fühlen.