Expertin sieht durch Corona verstärkte Angst vor dem Tod

Die Angst vor dem Tod hat sich während der Corona-Pandemie aus Sicht der Sterbe- und Traueramme Karin Simon noch verstärkt.
Die Angst vor dem Tod hat sich während der Corona-Pandemie aus Sicht der Sterbe- und Traueramme Karin Simon noch verstärkt.

(Symbolfoto: Orna Wachman/Pixabay)

Die Angst vor dem Tod hat sich während der Corona-Pandemie aus Sicht der Sterbe- und Traueramme Karin Simon noch verstärkt. „Heute sterben ebenfalls viele Menschen sehr alleine, auch weil das Pflegepersonal keine Zeit mehr hat“, sagte Simon im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Zustände seien „unmenschlich. Das Pflegepersonal geht seit Jahren auf dem Zahnfleisch.“

Die gelernte Krankenschwester äußerte sich zum Erscheinen ihres Buchs „Vom Bleiben war nie die Rede“. Darin schildert sie anhand praktischer Beispiele, wie das Lebensende und der Abschied gut gelingen können. Die Autorin warb für einen veränderten Umgang mit dem Tod: Das Sterben müsse „wieder eine Normalität werden. Die Haltung ‚Deckel drauf‘ ist nicht gesund.“

Sinnvoll sei es, von Anfang an offen mit dem Tod umzugehen. „Ich rate allen: Lasst die Kinder zur sterbenden Oma, nehmt sie mit an den offenen Sarg und auf den Friedhof“, sagte Simon. „Auch für Erwachsene wäre es wichtig, einen Verstorbenen noch einmal zu berühren, einzucremen, zu spüren, wie der Körper kalt wird. Das kann für den Trauerweg einen wichtigen Beitrag leisten.“

Zudem sei es ratsam, sich eigenen Gedanken und Emotionen in diesem Zusammenhang zu stellen und sich etwa zu fragen: „Wovor habe ich Angst? Was macht es mit mir, wenn ich mir vorstelle, dass der Tod vor der Tür steht?“ Meditieren und Yoga sind aus Sicht der Sterbeamme sinnvoll, „ebenso der Austausch mit Gleichgesinnten oder die Auseinandersetzung mit den Antworten der Religionen. All dies stärkt das Vertrauen auf die innere Stimme – auf die wiederum hilft, angemessen zu reagieren.“

Der Tod sei ohnehin „in jedem Moment“ da, und niemand wisse, wann er anklopfe, erklärte die Expertin. Zudem verändere sich etwas, wenn man sich mit dem Tod befasse: Man „lebt anders, bewusster, nimmt den Augenblick stärker wahr – es stellt das Leben auf den Kopf.“ Wenn man auf dem Kopf stehe, falle „all das unnötige Zeug aus den Taschen. Das Leben wird leichter.“