Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sieht im anstehenden Vatikan-Besuch der deutschen Bischöfe eine große Chance.
Limburg – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sieht im anstehenden Vatikan-Besuch der deutschen Bischöfe eine große Chance. „Es gibt klar erkennbaren Gesprächsbedarf, gerade über das, was wir als Weg der Umkehr und Erneuerung für die Kirche in unserem Land im Synodalen Weg zusammen mit vielen machen“, sagte er am Samstag in Limburg.
Die Bischöfe wollten die Themen des Reformprozesses und auch ihre Differenzen offen und ehrlich ansprechen, so der Limburger Bischof. Es sei wohl auch kein Zufall, dass die Bischöfe gerade jetzt nach Rom eingeladen seien. Ihm sei bewusst, dass es in Rom „viel Unverständnis zu unserem Weg gibt“. Daher sei er „sehr dankbar, dass wir wirklich viel Zeit haben, darüber miteinander zu reden“.
Er habe den Eindruck, dass dies auch die vatikanischen Stellen wüssten und die Chancen nutzen wollten. Es gebe sehr hohe Erwartungen an den Besuch und ein bislang so nie dagewesenes öffentliches Interesse. Das sei gut, aber auch eine Herausforderung.
Alle deutschen Bischöfe reisen vom 14. bis 19. November zum sogenannten Ad-limina-Besuch in den Vatikan. Zweck dieser alle fünf bis sechs Jahre anstehenden Reise ist, dass die Bischöfe eines Landes Papst und Vatikanbehörden über die Situation in ihren Diözesen informieren.
„Es trifft mich persönlich sehr, dass so viele Menschen aus der Kirche austreten“, sagte Bätzing. „Sie geben damit ein Votum ab und zeigen mir, dass sie nicht mehr damit einverstanden sind, wie sich Kirche darstellt.“ Dennoch gebe es Gründe zu bleiben. Der Bischof verwies auf das Engagement zahlreicher haupt- und ehrenamtlicher Kirchenmitglieder für Caritas, Kindertagesstätten, Schulen, Erwachsenenbildung oder Jugendarbeit.
Unterdessen kritisierte der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf Papst Franziskus und attestierte den reformorientierten deutschen Bischöfen Wehleidigkeit und Mutlosigkeit.
Der Papst nehme Synodalität nicht ernst, sagte Wolf im Interview der Zeitschrift „Publik-Forum“. „Was bei Franziskus synodal heißt, ist meiner Meinung nach nichts anderes als jesuitische Aktivierung. Alle sollen sich einbringen, aber am Schluss entscheidet der Ordensgeneral. Nur mit dem Unterschied, dass Franziskus nichts entscheidet.“
Unter den deutschen Bischöfen nehme er Wehleidigkeit und mangelnden Einsatz für Reformen wahr, so Wolf weiter. „Wenn Kardinal Marx in der Liebfrauenkirche sagt, dass er für das Diakonat der Frau ist – warum beantragt er dann beim Papst keinen Indult [Sondergenehmigung]? Gemeinsam mit zehn weiteren Bischöfen, die auch dafür sind? Ob dazu viel Mut gehört, weiß ich nicht.“
Falls aus Rom keine Antwort komme, könnten die Bischöfe den Schritt einfach wagen, weil es die pastorale Situation verlangt. Sollte der Papst das Anliegen ablehnen, könnten sie ihren Amtsverzicht anbieten. „Es wäre spannend zu sehen, ob der Papst zehn Rücktritte annehmen würde.“
Der Vorwurf, wonach die Deutschen eine Protestantisierung der Kirche wollten, sei „eine Meistererzählung der Konservativen, eine absolute Verkennung der deutschen Situation und der Diskussionslage im Synodalen Weg“, so Wolf weiter. „Wer sich dort engagiert, will ja gerade an der Sakramentalität der Kirche festhalten.“
Allerdings seien die reformorientierten Bischöfe in der Pflicht, die Vorbehalte und Bedenken der kurialen Mitarbeiter ernstzunehmen. „Wenn man die vatikanischen Archive kennt, weiß man, dass über das Wohl und Wehe eines Projekts oft die Mitarbeiter auf der zweiten und dritten Ebene entscheiden.“ Mit ihnen müsste man Gespräche führen, ihre Vorbehalte und Ängste entkräften.