Wegen der anhaltenden Auseinandersetzungen um Kardinal Woelki sagte der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel die traditionelle ökumenische Adventsvesper mit dem Kölner Erzbischof Woelki kurzfristig ab.
Köln – Wegen der anhaltenden Auseinandersetzungen um Kardinal Woelki sagte der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel die traditionelle ökumenische Adventsvesper mit dem Kölner Erzbischof Woelki kurzfristig ab. Zuvor war bekannt geworden, dass nach den Aussagen einer Zeugin vor Gericht hat die Staatsanwaltschaft Köln nun auch in einem zweiten Fall Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki aufgenommen worden ist. Das teilte Sprecher Ulf Willuhn am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Auch hier geht es um den Vorwurf, Woelki habe im Zuge eines presserechtlichen Verfahrens möglicherweise eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben
In der Sache geht es um einen 2017 von Woelki beförderten Priester, dem Missbrauch angelastet wird. Die „Bild“-Zeitung schreibt, der Erzbischof habe bei der Beförderung belastende Inhalte aus der Personalakte des Geistlichen sowie eine Polizeiwarnung gekannt. Dies weist der Kardinal zurück. In dem Verfahren sagte vorige Woche die langjährige Sekretärin von Woelkis Vorgänger Joachim Meisner vor Gericht aus, sie habe bereits zwischen 2009 und 2011 den damaligen Weihbischof Woelki über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Priester informiert, mit dem sie befreundet gewesen sei. In einem Telefonat habe sie Woelki berichtet, dass der Pfarrer mit Messdienern in die Sauna gegangen sei. Auf Jugendfahrten sei sie mitgereist, um ihn ermahnen zu können, „wenn er wieder anzüglich wurde bei den Jugendlichen“.
Der Kardinal versicherte an Eides statt, zum Zeitpunkt der Beförderung nur von einem sexuellen Kontakt des Mannes mit einem Prostituierten sowie von „weiteren Gerüchten“ gehört zu haben. Fürsprecher des Pfarrers hätten ihm aber erklärt, dass sich keines der „Gerüchte“ je bestätigt habe. Die Staatsanwaltschaft Köln hatte Ermittlungen gegen den Erzbischof in der Sache zunächst abgelehnt, da sie keinen hinreichenden Anfangsverdacht sah. Nach der Aussage der Zeugin sei dieser nun gegeben, so Willuhn.
Kardinal Woelki verweigert sich Bitte der Evangelischen Kirche im Rheinland
Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) sagte unterdessen am Mittwoch den bevorstehenden Adventsgottesdienst am Sonntagnachmittag in der Kölner Kirche Sankt Aposteln ab. Denn die Feier werde durch die Ereignisse im Erzbistum Köln so überlagert, dass Gebet oder Verkündigung nicht mehr wahrgenommen würden, sagte Sprecher Jens Peter Iven dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auf die Bitte der EKiR, dass anstelle von Woelki der für Ökumene zuständige Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser dem Gottesdienst vorstehe, habe sich der Kardinal dem Vernehmen nach nicht eingelassen.
Auch das zweite Ermittlungsverfahren dreht sich um eine mutmaßlich falsche eidesstattliche Versicherung. Woelki erklärt darin, erst Ende Juni mit Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren „Sternsinger“-Chef Winfried Pilz befasst worden zu sein. Dem widersprach eine Kirchenmitarbeiterin in einem Zeitungsinterview. Sie habe den Kardinal bereits 2015 mit dem Fall befasst durch eine von ihr erstellte Liste, auf der die Namen beschuldigter Priester standen – darunter Pilz.