Dämpfer für Kardinal Woelki

Kardinal Woelki treibt mit Nachdruck seine Pläne für eine eigene theologische Hochschule voran. Ein Kontrollgremium stellt sich ihm nun entgegen.
Kardinal Woelki treibt mit Nachdruck seine Pläne für eine eigene theologische Hochschule voran. Ein Kontrollgremium stellt sich ihm nun entgegen.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. –Foto: Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Kardinal Rainer Maria Woelki hat mit seinen Hochschulplänen einen deutlichen Dämpfer erfahren. Die langfristige Finanzierung der umstrittenen Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) bleibt auch nach der Sitzung des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrats des Erzbistums Köln am Wochenende ungeklärt.

Das Gremium genehmigte in Rahmen des Wirtschaftsplanes 2023 keine Kirchensteuermittel für die Einrichtung. Es gibt nur erneut einen Zuschuss aus dem erzbischöflichen Fonds, aus dem die Hochschule schon in den ersten drei Jahren finanziert wurde. Im nächsten Jahr allerdings ist dieser Topf so gut wie leer – und bis dahin will das Finanzgremium noch einmal eine grundlegende Debatte darüber, ob das Vorhaben überhaupt sinnvoll ist. Auch ein „Schließungsszenario“ solle entwickelt werden.

Auf Initiative Woelkis hatte das Erzbistum die Hochschule 2020 vom Orden der Steyler Missionare in Sankt Augustin übernommen und baut sie in Köln neu auf. Kritiker halten den jährlichen Millionenaufwand für überflüssig. Angehende Kölner Priester studieren traditionell an der staatlich finanzierten Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Bonn. Woelki will offenbar – so haben Insider Bemerkungen von ihm verstanden – eine Hochschulausbildung der Priester unter erzbischöflicher Regie, die vor allem eines vermittelt: kirchliche Rechtgläubigkeit.

Seine mit der KHKT verbundenen Absichten hat der Kardinal in mehreren Gremien der Erzdiözese offenkundig missverständlich kommuniziert. Als er sie im Jahr 2019 über die Weiterführung der Einrichtung in Kenntnis setzte, war nach Angaben von Teilnehmern in erster Linie von einem nur auf sechs Jahre befristeten Betrieb die Rede gewesen, um den vorhandenen Studenten einen Abschluss zu ermöglichen. Die Kosten wurden auf jährlich 1,2 Millionen beziffert. Und ein langfristiger Betrieb komme nur bei einer „Finanzierung von außen“ durch Spender und Fundraising infrage.

Längst hat sich gezeigt, dass die Kosten als viel zu gering angesetzt wurden – für ihren Betrieb bekommt die KHKT derzeit jährlich rund 3 Millionen Euro. Und offenbar gibt es nicht ausreichend Geldgeber. Dennoch hält Woelki an der Hochschule fest, die offenbar nur mit Kirchensteuermitteln zu sichern ist. Daran knüpft der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat – kurz Kiwi – aber Bedingungen. Ein Ja oder Nein dazu will er nicht nur auf der Grundlage von Woelkis Votum zur KHKT fassen, sondern auch die Meinung der pastoralen Gremien und der zuständigen Fachabteilungen der Erzdiözese hören.

Zu den pastoralen Gremien gehört in erster Linie das höchste Beratungsgremium des Erzbischofs, der Diözesanpastoralrat. Darin arbeiten Vertreter der Laien und verschiedener Seelsorger-Gruppen wie Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten mit, die selbst wiederum in eigenen Gremien organisiert sind. Im dem Rat gibt es erhebliche Kritik am Kardinal; Anfang September wurde gar eine Sitzung boykottiert.

Mit Blick auf die KHKT dürfte es auch dort zu Widerspruch zu den Plänen kommen. Im Rat sind beispielsweise auch die 15 Stadt- und Kreisdechanten vertreten, also die ranghöchsten Kirchenvertreter auf kommunaler Ebene. Aus ihrem Kreis war mehrfach deutliche Ablehnung der KHKT laut geworden: „Es ist kein Mangel zu erkennen, der eine kirchliche Hochschule in Köln rechtfertigt.“ Genau so sieht es die Vertretung der katholischen Laien.

Eine Forderung richtete der Kiwi auch an die KHKT-Trägesrstiftung, die bis 2029 mit einem Kostenvolumen von 4,0 bis 4,8 Millionen Euro pro Jahr rechnet. Die Stiftung hat nach eigenen Angaben eine Mittelfristplanung vorgelegt. Dem Kirchensteuerrat reicht das vorgelegte Konzept aber nicht aus. Nach der Sitzung fordert der Kiwi die Stiftung „erneut“ auf, eine „belastbare mittelfristige Finanzplanung“ vorzulegen – samt angemessenem Businessplan, „der auch ein Schließungsszenario umfasst“.

Das Finanzgremium schließt also ein Nein zur KHKT nicht aus. Ob sich Woelki daran halten würde, ist offen. Nach dem Kirchenrecht hat er die Option, sich über alle Gremienvoten – auch des Kiwi – hinwegzusetzen. Dies wird sich im kommenden Jahr zeigen – falls Woelki dann weiter im Amt ist. Denn immer noch liegt sein Rücktrittsgesuch unbeantwortet in der Schublade des Papstes.

Von Andreas Otto (KNA)