Der Vizepräsident des Synodalen Wegs, Thomas Söding, verteidigt den Prozess gegen Kritik aus dem Vatikan.
Münster – Der Vizepräsident des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland, Thomas Söding, verteidigt den Prozess gegen Kritik aus dem Vatikan. Mit dem Synodalen Weg fremdelten sowohl der Vatikan als auch Papst Franziskus, sagte Söding den Westfälischen Nachrichten. „Es ist eben kein Top-down-Prozess, wie die katholische Kirche ihn meistens organisiert, sondern setzt breiter an, ist in der Kirchenkritik schärfer und in der Kirchenreform ambitionierter“, erläuterte der Bochumer Theologieprofessor. „Ich sehe im Vatikan auch die große Schwierigkeit, den Ernst der Missbrauchsthematik zu erkennen.“
Machtmissbrauch in der Kirche habe systemische Ursachen. „Das hören nicht alle im Vatikan gerne – ist aber wichtig“, so Söding. Aus anderen Weltregionen gebe es jedoch auch positive Rückmeldungen zum deutschen Vorgehen. Zudem hätten die Umfragen unter Katholikinnen und Katholiken weltweit im Zuge der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode gezeigt, dass mehr Mitverantwortung, weniger Klerikalismus und Förderung der Frauenrechte überall auf der Tagesordnung stünden. „Deutscher Sonderweg? Das war immer falsch. Jetzt ist es bewiesen“, sagte Söding.
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.