Papst kritisiert Idee des Transhumanismus

Papst Franziskus hat das Projekt einer Umgestaltung des Menschen im Sinne des Transhumanismus kritisiert.
Vatikanstadt – Papst Franziskus hat das Projekt einer Umgestaltung des Menschen im Sinne des Transhumanismuskritisiert. Bei einer Begegnung mit Mitgliedern der deutschen Max-Planck-Gesellschaft am Donnerstag im Vatikan betonte er: "Wir müssen bedenken, dass die Verschmelzung der kognitiven Fähigkeit des Menschen mit der Rechenleistung von Maschinen die Spezies homo sapiens grundlegend verändern würde." Die Ansprache des Papstes wurde wegen einer Erkältung des Kirchenoberhauptes schriftlich an die Audienzteilnehmer überreicht.

Papst Franziskus –Foto: © Edips – Dreamstime.com

Papst Franziskus hat das Projekt einer Umgestaltung des Menschen im Sinne des Transhumanismuskritisiert. Bei einer Begegnung mit Mitgliedern der deutschen Max-Planck-Gesellschaft am Donnerstag im Vatikan betonte er: “Wir müssen bedenken, dass die Verschmelzung der kognitiven Fähigkeit des Menschen mit der Rechenleistung von Maschinen die Spezies homo sapiens grundlegend verändern würde.” Die Ansprache des Papstes wurde wegen einer Erkältung des Kirchenoberhauptes schriftlich an die Audienzteilnehmer überreicht.

Grundlegende Veränderung zum „hybriden Denken“

Die grundlegende Veränderung zum “hybriden Denken”, die derzeit im Gang sei, werfe erhebliche ethische und soziale Fragen auf. Anders als die Anhänger des “transhumanistischen Projekts” sähen jene, die einen neuen Humanismus unter den Bedingungen der technologischen Veränderungen anstrebten, darin einen Grund zur Besorgnis. Weiter heißt es in dem Text des Papstes, die Fähigkeit, Probleme zu lösen, dürfe nicht von der Notwendigkeit getrennt werden, dabei zu verstehen, wozu und nach welchen ethischen Maßstäben man handelt. Er sei sicher, dass die Max-Planck-Gesellschaft in dieser Hinsicht einen grundlegenden Beitrag leisten wolle.

Mit Nachdruck sprach sich der Papst gegen die Idee einer rein technischen Verantwortung aus, wonach eine moralische Beurteilung dessen, was gut und böse ist, nicht zulässig wäre. “Das Handeln, vor allem der großen Organisationen, wäre bloß nach funktionalen Aspekten zu beurteilen, so als ob alles, was möglich ist, eben deshalb auch ethisch zulässig wäre”, so der Papst. Die Kirche werde “eine solche Haltung, deren tragische Folgen wir schon zu oft erlebt haben, nie akzeptieren können.”

Verantwortung als Sorge um den anderen

Sie müsse heute vielmehr die Verantwortung als Sorge um den anderen wieder in den Mittelpunkt der Kultur stellen und nicht “Verantwortung bloß als Rechenschaft für das, was man getan hat. Denn man ist nicht nur für das verantwortlich, was man tut, sondern auch und vor allem für das, was man nicht tut, obwohl man es könnte.”

Ferner lobte der Papst die Max-Planck-Gesellschaft für ihren Einsatz zur Förderung der Grundlagenforschung. Es gehe darum “die höchsten Standards wissenschaftlicher Integrität zu wahren, (…) damit sie frei von unangemessenen Einflüssen sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Natur bleibt”.

Wissenschaftler erläutert Vatikankritik an Transhumanismus

Der norwegische Wissenschaftler Roger Strand hat die Kritik des Vatikans am Transhumanismus konkretisiert. Schon heute seien Soziale Netzwerke mit ihrem enorm großen Datenbestand Waffen bei demokratischen Wahlen geworden, die sie auf einer verborgenen Ebene beeinflussen könnten – mitunter ohne das Wissen der Konzerne, so das Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben am Donnerstag im Vatikan. Diese neuen Technologien entwickelten sich rasant weiter und könnten irgendwann auch das Denken und Fühlen beeinflussen, erklärte Strand weiter. Er stellte die Frage, was es bedeuten würde, wenn Gehirne mit Maschinen verbunden werden könnten, ohne dass die Betroffenen davon wüssten.

Leider seien sich viele Regierungen dieser Gefahr nicht bewusst und beschäftigten sich nicht mit dieser Problematik, urteilte Strand. Im Gegenteil: Sie bevorzugten schnelle Veränderungen, wirtschaftliches Wachstum und damit Wettbewerbsfähigkeit. Wichtig sei aber, den Menschen im Blick zu behalten. Den Tausenden Ingenieuren, die an neuen Technologien arbeiteten, sollten Geisteswissenschaftler zur Seite gestellt werden, etwa Theologen und Philosophen, die eine verbindende Rolle spielten, so Strand.

rwm/kna