Zum Internationalen Frauentag haben sich Hilfswerke und gemeinnützige Organisationen für mehr Unterstützung in Afghanistan stark gemacht.
Bonn – Zum Internationalen Frauentag am Mittwoch haben sich Hilfswerke und gemeinnützige Organisationen für mehr Unterstützung von Frauen in Afghanistan und Deutschland stark gemacht. Dabei geht es auch um besonders schutzbedürftige Gruppen wie Frauen mit Behinderung oder Fluchterfahrung.
Das katholische Hilfswerk Misereor und der Katholische Frauenbund (KDFB) appellierten an die Bundesregierung, sich stärker für die afghanische Zivilbevölkerung einzusetzen. Sie dürfe “keinen noch so kleinen Spielraum ungenutzt zu lassen, um insbesondere Frauen zu unterstützen”. Das gelte sowohl für Akuthilfen als auch für langfristiges Engagement im Land.
Im Dezember hatten die Taliban ein Beschäftigungsverbot für Frauen in Nichtregierungsorganisationen verhängt. Seither werden viele hilfsbedürftige Menschen kaum noch versorgt. Diese “strikte Geschlechtertrennung” treibe vor allem Mütter und ihre Kinder in den Hunger, so die Hilfsorganisationen.
“Die Arbeit humanitärer Hilfsorganisationen in Afghanistan bleibt sehr schwierig”, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er rechne nicht damit, dass sich die Bewegungsfreiheit von Afghaninnen in absehbarer Zeit verbessern wird. Klar sei jedoch, dass es Frauen brauche, um Frauen in Not zu helfen. Müller hofft, vor Ort projektbezogene Absprachen mit den Behörden treffen zu können. Zugleich könne es nicht Ziel der humanitären Hilfe sein, die politische Gesamtlage zu verändern.
Die internationale Frauenrechtsorganisation Solwodi erinnerte an traumatisierte und psychisch belastete Frauen mit Migrations- und Fluchthintergrund in Deutschland. Oft erlitten sie schwere Gewalt und hätten folglich mit physischen und psychischen Einschränkungen sowie posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen. Den Betroffenen sei es dann kaum möglich, ihren Alltag zu bewältigen oder am sozialen Leben teilzunehmen. Zudem warteten sie sehr lange auf Termine bei Fachärztinnen und Fachärzten; das treffe besonders auf Frauen mit geringen Sprachkenntnissen zu. Die Organisation forderte daher einen niedrigschwelligen Zugang zu Diagnose- und Behandlungsangeboten.
Die Sozialorganisation Aktion Mensch sprach sich für mehr Inklusion und Gendergerechtigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. Vor allem Frauen mit Behinderung würden strukturell benachteiligt. “Sie verdienen unabhängig von ihrer beruflichen Stellung durchschnittlich am wenigsten”, resümierte eine Sprecherin. Haushalts- und Familienaufgaben stellten eine zusätzliche Belastung dar. Es brauche mehr unterstützende Angebote, um Frauen mit Einschränkung den Weg in den Beruf zu erleichtern.