Gidion: Ampel-Regierung nicht pauschal „religionsfeindlich“

Die Ampel-Regierung sollte nach Ansicht der bundespolitischen Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht pauschal als religionsfeindlich betrachtet werden.
Köln – Die Ampel-Regierung sollte nach Ansicht der bundespolitischen Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht pauschal als religionsfeindlich betrachtet werden. "Die multiplen Krisen fordern alle. Es gibt existenzielle Fragen", sagte Anne Gidion am Mittwoch in einer neuen Folge des Podcasts "Himmelklar". So komme man "aus Corona gerade herausgetorkelt und findet sich fast unvermittelt in einer Waffenlieferungs-Diskussion, in friedensethischen Debatten und in bioethischen Debatten, die wir alle so noch nicht hatten".

Anne Gidion. –Foto: Fotografin: Karin Baumann/EKD

Die Ampel-Regierung sollte nach Ansicht der bundespolitischen Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht pauschal als religionsfeindlich betrachtet werden. „Die multiplen Krisen fordern alle. Es gibt existenzielle Fragen“, sagte Anne Gidion am Mittwoch in einer neuen Folge des Podcasts „Himmelklar“.

Gidion: „vernünftige Kontaktschnittstellen“ finden

So komme man „aus Corona gerade herausgetorkelt und findet sich fast unvermittelt in einer Waffenlieferungs-Diskussion, in friedensethischen Debatten und in bioethischen Debatten, die wir alle so noch nicht hatten“. Ihr Anliegen sei es, „vernünftige Kontaktschnittstellen“ zu finden, um gemeinsam für Stabilität und Kohärenz in der Gesellschaft zu arbeiten. „Wir ringen darum, dass uns das Gemeinwohl nicht auseinanderfliegt“, so Gidion.

Die EKD-Bevollmächtigte warb dafür, die Frage nach dem Gottesbezug in der Vereidigung von Ministerinnen und Ministern von deren Haltung gegenüber Kirche und Glaube zu entkoppeln. Nicht jede Person, die den Gottesbezug verwende, sei kirchenaffin. „Und nicht jeder, der ihn nicht verwendet, hat kein offenes Ohr für kirchliche Positionen.“ Hinter dem öffentlichen Bekenntnis zu Gott stehe die Frage, wie öffentliche jemand die eigene Verbindung zum Glauben machen wolle. Es sei ein „gutes Recht“, dass dies nicht öffentlich gemacht werden müsse.

Angebote wie Friedensgebet schaffen

Ihr sei es wichtig, Angebote und Gelegenheiten zu schaffen wie ein Friedensgebet am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine. „Mich hat das berührt, in welchem Ausmaß Menschen, die die ganze Zeit in der ersten Reihe der Verantwortung stehen, so eine Situation der Besinnung und der Hoffnung auch für sich suchen“, sagte Gidion. Dies sei ihr wichtiger als „ein Betteln um Aufmerksamkeit für kirchliche Belange“. Sie erlebe zudem, dass das „Etikett ‚Kirche'“ viele Menschen dazu bringe, persönliche Dinge zu erzählen.

Zuletzt hatte es im November 2022 eine Diskussion über das Entfernen eines historischen Kreuzes aus  dem Friedenssaal des Rathauses von Münster gegeben, wo derzeit die G7-Außenminister tagen. Diese Maßnahme auf Bitten des Außenministeriums in Berlin sei „nicht nachvollziehbar“, hatte etwa das Bistum Münster kritisiert. Aus Sicht des katholischen Theologen Thomas Söding offenbaren sich Defizite in der religions- und kulturpolitischen Kompetenz des Auswärtigen Amtes. Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bedauerte die Entscheidung ihres Hauses.

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