Biesinger: Seltener Eucharistiefeier wegen Priestermangels

Der Priestermangel führt aus Sicht des emeritierten Tübinger Religionspädagogen Albert Biesinger dazu, dass Menschen seltener die Eucharistie empfangen.
Bonn – Der Priestermangel führt aus Sicht des emeritierten Tübinger Religionspädagogen Albert Biesinger dazu, dass Menschen seltener die Eucharistie empfangen. "Die Seelsorgeräume werden immer noch größer. Das wird zu einem riesigen Problem", sagte Biesinger kurz vor dem Weißen Sonntag im Interview des Portals katholisch.de (Samstag).

Albert Biesinger -Foto: privat

Der Priestermangel führt aus Sicht des emeritierten Tübinger Religionspädagogen Albert Biesinger dazu, dass Menschen seltener die Eucharistie empfangen. “Die Seelsorgeräume werden immer noch größer. Das wird zu einem riesigen Problem”, sagte Biesinger kurz vor dem Weißen Sonntag im Interview des Portals katholisch.de (Samstag).

Biesinger: Kirche „tötet“ die Eucharistiefeier

Traditionell wird die Erstkommunionfeier in der katholischen Kirche am Sonntag nach Ostern, dem Weißen Sonntag, gefeiert. Bei ihrer ersten heiligen Kommunion dürfen Katholiken – meist im Kindesalter – zum ersten Mal die gewandelte Hostie empfangen. “Es ist mehr als ärgerlich, dass wir Kinder zur Erstkommunion begleiten und diese Kinder in den riesigen Seelsorgeräumen später im nahen Umfeld kaum mehr Eucharistiefeiern erleben können”, so Biesinger.

Die Kirche beraube die nächsten Generationen: “Sie ‚tötet‘ die Eucharistiefeier, weil sie den Zölibat höher einschätzt als die Ermöglichung der regelmäßigen Eucharistie vor Ort in den jetzt schon ‘verwaisten’ Dörfern und Stadtquartieren.” Es sei ein Versagen des Lehramtes, den Zölibat, also die verpflichtende Ehelosigkeit für Priester, höher als die Eucharistie einzuschätzen. Die Kirche verliere weiter an Ausstrahlung, so Biesinger.

Es brauche genügend Menschen, die eine Eucharistiefeier leiten könnten, nämlich Priester – ohne sie gehe es nicht. “Im ländlichen Gebiet, da gibt es vielleicht einen Landwirt, der sehr anerkannt ist, und den bilden wir zum Priester im Zivilberuf aus, so wie ich ja Diakon im Zivilberuf bin und bleibe”, schlug Biesinger vor. Die Kirche nannte er reformunfähig, und sie laufe Gefahr, sich selbst zu beschädigen.

Kein Widerspruch zur katholischen Tradition

“Man hätte schon vor vierzig Jahren anfangen können, verheiratete Männer dafür anzusprechen. Heute wäre es auch an der Zeit, die Frauen in den Blick zu nehmen, auch wenn das für manche undenkbar ist. Das widerspricht keineswegs der kirchlichen Tradition, die immer auch in Weiterentwicklung sein muss”, so Biesinger. Denn Treue zur Tradition bedeute nicht, dass die Kirche nur der Geschichte verpflichtet sei, sondern auch dem Zukünftigen.

Biesinger verwies auf eine Studie unter jungen Theologiestudierenden in großen Universitäten: “Diese ergab, dass eine deutliche Anzahl dieser jungen Theologen, Priester werden würden, wenn es verheiratete Priester geben würde. Wer behauptet, ohne Zölibat gebe es auch nicht mehr Priester, verbreitet schlicht und einfach Fakenews.”