Kiewer Erzbischof warnt vor Gleichgültigkeit und Hass

Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat anlässlich des orthodoxen Osterfests vor einer „Verkümmerung des Herzens“ gegenüber Leid und Tod gewarnt.
Kiew – Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat anlässlich des orthodoxen Osterfests vor einer "Verkümmerung des Herzens" gegenüber Leid und Tod gewarnt. Es sei bereits das zweite Osterfest seit Beginn des russischen Angriffskrieges, und die Menschen in der Ukraine hätten weiterhin der Aggression zu widerstehen, sagte er im Interview mit "Vatican News". Schewtschuk ist Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, die entsprechend dem Julianischen Kalender an diesem Sonntag Ostern feiert.

Swjatoslaw Schewtschuk. –Foto: Kirche in Not

Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat anlässlich des orthodoxen Osterfests vor einer “Verkümmerung des Herzens” gegenüber Leid und Tod gewarnt. Es sei bereits das zweite Osterfest seit Beginn des russischen Angriffskrieges, und die Menschen in der Ukraine hätten weiterhin der Aggression zu widerstehen, sagte er im Interview mit “Vatican News”. Schewtschuk ist Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, die entsprechend dem Julianischen Kalender an diesem Sonntag Ostern feiert.

Schewtschuk: Tendenz, Kriegsverbrechen mit religiösen Argumenten zu rechtfertigen

Als aktuelle Gefahr bezeichnete er Tendenzen, Kriegsverbrechen mit religiösen Argumenten zu rechtfertigen. “Denn dann wird die Lawine der Rache wirklich unaufhaltsam”, so der Geistliche. Auch Hass sei keine geeignete Reaktion, denn er verbrenne die Seele des Hassenden. “Wir versuchen, den Hass nicht auf den Feind zu lenken”, erklärte Schewtschuk. Er verstehe sich nicht als Anführer, der Gewalt segne, “anders, als wir es von russischer Seite hören”, erklärte der Kiewer Großerzbischof wohl unter Anspielung auf den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I.

Die Ukraine erlebe derzeit “eine große Zeit der Gottsuche”, so Schewtschuk weiter. So beteten an der Front Atheisten für die Soldaten und suchten nach den Kämpfen geistliche Begleiter auf, berichtete er. Ebenso habe der Krieg zu einer pastoralen Umkehr geführt: Priester bildeten nicht länger “eine soziale Elite, eine Kaste von Unberührbaren”, sondern begleiteten die leidenden Menschen, lobte der Großerzbischof. Die Gemeinschaft der Kirche zwischen Bischof, Priestern, anderen Seelsorgenden und Gläubigen sei “das Geheimnis des Widerstands, der Stärke unserer Kirche unter diesen Bedingungen”, sagte Schewtschuk.

Frauen einen bedeutenden Beitrag bei den Entscheidungsmechanismen.

Da derzeit die Männer an der Front kämpften, bildeten aktuell die Frauen die Mehrheit in den Gemeinden und trügen etwa mit Freiwilligenarbeit oder humanitärer Hilfe die Last des Krieges auf ihren Schultern, so der Erzbischof. Schon vor dem russischen Angriffskrieg hätten Frauen als Hauptverkünderinnen des christlichen Glaubens in den Familien und Gemeinden gewirkt. So seien fast 99 Prozent der in der Katechese Tätigen Frauen. 90 Prozent der Geistlichen seien verheiratet, und die Rolle der Ehefrau des Pfarrers in der Gemeinde sei sehr wichtig, betonte Schewtschuk. Auch leisteten Frauen einen bedeutenden Beitrag bei den Entscheidungsmechanismen.

kna