Hält Patriarch Kyrill I. an seiner vor allem für den Westen irritierenden Haltung zum Ukraine-Krieg fest? Das orthodoxe Osterfest, das an diesem Wochenende gefeiert wird, böte ihm erneut Gelegenheit zum Flaggezeigen.
Moskau – Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat seine Nähe zu den Opfern des Krieges gegen die Ukraine unterstrichen. In seiner schriftlichen Botschaft zum orthodoxen Osterfest, die das Moskauer Patriarchat am Samstag veröffentlichte, bat er Gott darum, jede Trauer zu trösten und alle seelischen Wunden zu heilen.
Kyrill hält Fürbitte um „dauerhaften und gerechten Frieden“
Zugleich richtete der 76-Jährige eine Fürbitte an Gott, „dass er einen dauerhaften und gerechten Frieden den Brudervölkern schenke, die aus dem einen Taufbecken des Dnjepr hervorgegangen sind“, eine Umschreibung für das russische und das ukrainische Volk.
Am orthodoxen Osterfest, das am Sonntag gefeiert wird, bete man besonders für die Menschen in den Kriegsgebieten, so das Kirchenoberhaupt. „Wir als Christen dürfen nicht gleichgültig bleiben gegenüber den Nöten und Entbehrungen unserer Brüder und Schwestern, deren Herzen vom Feuer des für beide Seiten vernichtenden Konflikts verbrannt werden.“ Die Osterbotschaft des Patriarchen wird traditionell in allen russisch-orthodoxen Kirchen verlesen.
Keine erneute Forderung nach Waffenstillstand
Einen Waffenstillstand forderte Kyrill I. jedoch nicht. Dagegen hatte er zum orthodoxen Weihnachtsfest Anfang Januar beide Konfliktparteien zu einer 36-stündigen Feuerpause aufgerufen, damit die Menschen an den Gottesdiensten teilnehmen könnten. Russlands Präsident Wladimir Putin entsprach nach eigenen Angaben diesem Wunsch. Die Ukraine beschuldigte Moskau, die Angriffe trotzdem fortgesetzt zu haben.
Das orthodoxe Kirchenoberhaupt ist ein wichtiger Verbündeter Putins. Kyrills Predigten für den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sorgten international für Empörung. Erst am Donnerstag berichtete das Moskauer Patriarchat erneut von seiner Unterstützung für die russischen Soldaten in der „Zone der speziellen Militäroperation“, wie der Kreml den Angriffskrieg gegen die Ukraine nennt.
Abweichender Termin des Osterfestes
In Moskau habe ein Bischof einen Altar und eine Ikonenwand für ein Kirchenzelt gesegnet, in dem Angehörige der russischen Streitkräfte in der Ukraine Gottesdienste feiern sollen, so das Patriarchat. Großbritannien, Litauen und Kanada haben Kyrill I. wegen seiner Unterstützung des russischen Angriffs mit Sanktionen belegt.
In der orthodoxen Kirche wird in diesem Jahr eine Woche nach der katholischen und evangelischen Kirche Ostern gefeiert. Der abweichende Termin geht auf verschiedene Berechnungsarten zurück. So bestimmen die Ostkirchen den Ostertermin nach dem alten Julianischen Kalender und nach einer anderen Methode als die Westkirchen, die sich an die Gregorianische Kalenderreform des 16. Jahrhunderts halten. Die Ostertermine können deshalb bis zu fünf Wochen auseinanderfallen. Zu einem gemeinsamen Ostertermin kommt es 2025.