Der frühere Bischofskonferenz-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch gibt seine staatlichen Auszeichnungen zurück.
Mannheim/Stuttgart – Drei Tage nach Veröffentlichung des Freiburger Missbrauchsberichts gibt der frühere Bischofskonferenz-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch seine staatlichen Auszeichnungen zurück. Zollitsch habe Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier informiert, das ihm 2014 für Verdienste um Kirche und Gesellschaft verliehene Bundesverdienstkreuz nicht behalten zu wollen, erklärte ein Sprecher Zollitschs am Freitag in Mannheim. Dort lebt Zollitsch seit wenigen Wochen.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) teilte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit, Zollitschs Büro habe angeboten, die 2014 verliehene Staufermedaille und den Landesverdienstorden von 2011 zurückzugeben. “Ich nehme dieses Angebot an”, sagte Kretschmann, der auch Religionsbeauftragter der Landesregierung ist.
Kretschmann wörtlich: “Die Ergebnisse der Freiburger Missbrauchsstudie schockieren mich. Sie machen mich fassungslos. Die Opfer des Missbrauchs waren diesem offensichtlichen Versagen der kirchlichen Strukturen über Jahre hilflos ausgesetzt.” Der Prozess der Aufarbeitung müsse mit aller Konsequenz weitergehen.
Ein Sprecher des Bundes der Vertriebenen (BdV) sagte auf Anfrage in Bonn, Zollitsch habe sich bislang nicht an den Zusammenschluss gewandt. Der BdV hatte den Erzbischof 2008 mit seiner Ehrenplakette geehrt; sie ist die höchste Auszeichnung des Verbandes. Zollitschs Familie stammt aus Donauschwaben.
Zugleich wurde am Freitag bekannt, dass Zollitsch auf sein Recht verzichtet, im Freiburger Münster beigesetzt zu werden. Es wäre das erste Mal seit Jahrzehnten, dass ein Erzbischof nicht in der Bischofsgruft bestattet wird. Das Erzbistum wollte Zollitschs Entscheidung nicht kommentieren.
Hintergrund der Rückgabe der Auszeichnungen ist der am Dienstag veröffentlichte Freiburger Missbrauchsbericht, der Zollitsch Rechtsbrüche, Täterschutz und Vertuschung von sexualisierter Gewalt vorwirft. Zollitsch hat sich bislang nicht zu dem Bericht geäußert. Er verwies vielmehr auf seine Erklärung von Oktober 2022. Damals hatte er in einer Videobotschaft Fehler eingeräumt und die Missbrauchsopfer um Verzeihung gebeten.