Nach Diskussionen über den Umgang mit belastenden pornografischen Fotos im Nachlass eines Priesters aus dem Bistum Trier haben Polizei und Staatsanwaltschaft das Material am Freitag an sich genommen.
Trier – Nach Diskussionen über den Umgang mit belastenden pornografischen Fotos im Nachlass eines Priesters aus dem Bistum Trier haben Polizei und Staatsanwaltschaft das Material am Freitag an sich genommen. Es sei in Rheinland-Pfalz bei einem Neffen des Verstorbenen sichergestellt worden, teilten die Staatsanwaltschaften Mainz und Saarbrücken mit. Das Material werde nun von der Kriminaldirektion Mainz gesichtet. Inwiefern die katholische Kirche für ihre Aufarbeitung des Falls Zugang zum Material bekomme, werde noch entschieden, so die Behörden.
Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen den Neffen
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun allerdings auch gegen den Neffen. Es bestehe der Verdacht, dass er das gefundene jugendpornografische Material weder vernichtet noch bei einer Strafverfolgungsbehörde abgegeben habe. Der Beschuldigte habe sich “umfassend kooperativ” verhalten, so die Staatsanwaltschaft Mainz. Sie wies weiter darauf hin, zu diesen Ermittlungen verpflichtet zu sein. Das bedeute nicht, dass der Beschuldigte sich tatsächlich strafbar gemacht habe.
In dem Fall geht es um einen 2022 gestorbenen Priester, in dessen Nachlass sein Neffe Hunderte pornografische Fotos fand. Sie sollen Jugendliche und junge Erwachsene zeigen, teilweise soll auch der Priester mit im Bild sein.
Über den Umgang mit den belastenden Fotos hatte es Diskussionen gegeben. Besitz, Erwerb und Verbreitung von kinder- und jugendpornografischem Material sind in Deutschland strafbar. Der Neffe des Priesters hatte die Fotos und Filme gefunden und sich danach an das Bistum Trier gewandt. Die Aufarbeitungskommission im Bistum wollte ihm das Material mit Blick auf die Rechtslage zunächst aber nicht abnehmen, sondern prüfen, in welcher Form es für die Aufarbeitung gesichert und ausgewertet werden könnte.
Bistum und Aufarbeitungskommission stehen in der Kritik
Für ihr Handeln stehen Bistum und Aufarbeitungskommission in der Kritik. Der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission und frühere rheinland-pfälzische Justizminister, Gerhard Robbers, wies den Neffen eigenen Angaben zufolge darauf hin, dass das Material einem staatlichen Ermittlungsorgan übergeben oder vernichtet werden müsse.
Der Neffe sah sich von Bistum und Kommission allein gelassen. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte dem “SWR”, Aufgabe von Bistum und Kommission wäre es gewesen, den Neffen zur Staatsanwaltschaft und zur Polizei zu begleiten, um Wege zu suchen, die Fotos rechtssicher zu untersuchen. Bischof Stephan Ackermann sicherte am Freitag eine umfassende Aufarbeitung des Falles zu.
Da der Priester zuletzt im Saarland lebte, befasst sich auch die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit dem Fall. In Vorermittlungen will sie herausfinden, ob es noch lebende Tatbeteiligte und nicht verjährte Taten gibt. Zuletzt hatte die Aufarbeitungskommission im Bistum davon gesprochen, dass Hinweise möglicherweise auf einen bistumsübergreifenden “Pädosexuellenring und auf die sexuelle Ausbeutung von Stipendiaten aus Afrika” deuten könnten.