Das Evangelium hat nach den Worten der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland eine klare politische Dimension.
Berlin – Das Evangelium hat nach den Worten der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland eine klare politische Dimension. „Es geht um Gottes Parteinahme für die Schwachen, das ist hochpolitisch“, sagte Annette Kurschus der „Welt am Sonntag“. Ihr liege sehr daran, den Zugang zu solchen Positionen erkennbar aus ihrer christlichen Überzeugung herzuleiten.
„Unsere Kirche ist parteipolitisch weder gebunden noch festgelegt“, betonte Kurschus. „Wir richten uns allein am Evangelium aus.“ Allerdings könne es ein, „dass unsere aus dem Evangelium gewonnenen Überzeugungen sich auch in Programmen von Parteien wiederfinden.“ Mit Blick auf den Einwand, dass dies oft auf das Programm der Grünen zutreffe, warnte Kurschus vor Verallgemeinerungen. „Wenn es im Bereich Klimaschutz der Fall ist, dann nicht aus parteipolitischen Gründen, sondern als Folge unseres kirchlichen Auftrags: wachsam und konsequent für die Bewahrung der Schöpfung Gottes einzutreten, die uns nicht gehört.“
EKD-Ratsvorsitzende Kurschus: Russland und Ukraine müssen verhandeln
Beim Ukraine-Krieg setzt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland auch auf Verhandlungen. „Das Recht auf eine militärische Selbstverteidigung steht für mich außer Frage, und Waffenlieferungen halte ich für verantwortbar“, betonte sie in der „Welt am Sonntag“. „Aber je länger dieser Krieg dauert, desto dringlicher wird für mich die Frage: Wie viele Menschenleben soll und darf er denn noch kosten?“
Es könne nicht ohne Gespräche gehen, die auf Waffenstillstand zielten. Klar sei jedoch auch, dass die Ukraine sich bei möglichen Verhandlungen für einen Waffenstillstand keinem gewaltsamem Zwang beugen dürfe, unterstrich Kurschus. „Dennoch muss auf jede nur mögliche Weise überlegt werden, welche Form von Gesprächen geeignet sein könnte, um diesen Krieg zu beenden, ohne der Ukraine Unzumutbares aufzubürden.“