Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) will mit seinem Vermittlungsversuch die Verbindungen zwischen den Kirchen Russlands und der Ukraine stärken.
Genf – Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) will mit seinem Vermittlungsversuch die Verbindungen zwischen den Kirchen Russlands und der Ukraine stärken. Gespräche über einen Runden Tisch der Kirchen seien nicht zuerst politisch motiviert, sagte der Weltkirchenrats-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in einem Interview des KNA-Fachdiensts „Ökumenische Information“ (Dienstag). Es gelte, die gemeinsame Basis im Glauben an Jesus Christus als Ausgangspunkt zu nutzen. Der Bischof fügte hinzu: „Das ist auch als Zeichen für die Politik wichtig. Aber die politische Frage steht nicht am Anfang.“
Spitzenvertreter des ÖRK hatten in den vergangenen Wochen bei Gesprächen mit den Kirchen in Kiew und Moskau die Erfolgsaussichten eines „Runden Tischs“ in Genf sondiert. „Auch beim Moskauer Patriarchen Kyrill I. besteht eine grundsätzliche Offenheit für diesen Versuch, auch wenn es noch keine definitive Zusage gibt und Verschiedenes noch geklärt werden muss“, so der bayerische evangelische Landesbischof. Bei den beiden orthodoxen Kirchen in der Ukraine stehe der jetzige Streit über Klöster und Kirchen noch im Weg.
Mit Blick auf den Antrag der 2018 gegründeten eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine auf Mitgliedschaft im Weltkirchenrat sagte Bedford-Strohm, dieser Antrag müsse „den normalen Weg gehen“. Es dauere normalerweise etwa vier Jahre vom Antrag bis zur Aufnahme. Die andere orthodoxe Kirche habe derzeit noch keinen klaren Status als bisheriger Teil des Moskauer Patriarchats, deshalb sei für sie noch kein Antrag möglich. „Dieser könnte jedoch eine Frucht unserer Bemühungen sein“, so der Bischof. „Dass wir geredet haben, könnte dazu beitragen, dass man sich im ÖRK wieder finden kann – das wünsche ich mir jedenfalls.“
Der von der ÖRK-Vollversammlung im vergangenen September in Karlsruhe neu gewählte Zentralausschuss des Weltkirchenrats tritt in dieser Woche erstmals in Genf zusammen. Das aus 150 Mitliedern bestehende Gremium ist das höchste Leitungsorgan des ÖRK zwischen den Vollversammlungen.
Am Sonntag will der 1948 gegründete Weltkirchenrat im Rahmen der Tagung sein 75-jähriges Bestehen feiern. Dem Rat gehören aktuell 352 Mitgliedskirchen an. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber in mehreren Kommissionen eng mit dem ÖRK zusammen.