Ethikrat-Chefin besorgt: KI könnte Wahlen manipulieren

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hat Sorge, dass Künstliche Intelligenz (KI) zur Manipulation von Wahlen missbraucht werden könnte.
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hat Sorge, dass Künstliche Intelligenz (KI) zur Manipulation von Wahlen missbraucht werden könnte.

Alena Buyx –Foto: © Deutscher Ethikrat/Reiner Zensen

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hat Sorge, dass Künstliche Intelligenz (KI) zur Manipulation von Wahlen missbraucht werden könnte. „Stellen Sie sich ein Deepfake, also ein gefälschtes Foto oder Video, vor, das einen Spitzenpolitiker beim Sex mit Kindern zeigt, kurz vor der Wahl“, sagte sie in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Bis zur Wahl ist es nicht mehr lang hin, also ich mache mir da Sorgen.“

Buyx betonte, KI solle die Handlungsmöglichkeiten von Menschen erweitern und sie nicht verringern. Sie dürfe Menschen nicht ersetzen, weil sie nicht über Vernunft verfüge und daher keine Verantwortung übernehmen könne. „Das bedeutet zum Beispiel, dass man in den verschiedenen Anwendungsbereichen prüfen muss, wer jeweils betroffen ist und ob die Künstliche Intelligenz aus ethischer Sicht das letzte Wort haben darf, etwa wenn es um die Auswertung eines MRT-Scans geht.“ KI dürfe nur einzelne Aufgaben übernehmen, sie könne nicht die Tätigkeit eines Arztes ersetzen.

Die Medizinethikerin verwies zugleich darauf, dass die Daten, mit denen Algorithmen trainiert werden, verzerrt sein könnten und dann zu Entscheidungen führten, die Vorurteile zementieren oder ständig Nachteile für Einzelne oder bestimmte Gruppen produzieren könnten. Das könnte dann beispielsweise dazu führen, dass bestimmten Bevölkerungsgruppen ein Hauskredit verweigert werde. „Wenn es bei wichtigen Entscheidungen keine Alternativen mehr gibt, dann wäre eine reine Automatisierung wirklich problematisch.“

Menschliche Kontrolle könne auch heißen, dass man die KI-Algorithmen immer wieder auf Verzerrungen prüfe und dass Betroffene widersprechen könnten. „Wir müssen die Künstliche Intelligenz nicht bis ins letzte technische Detail verstehen, aber man muss schon eine Ahnung haben: Welche Regeln und Merkmale sind relevant? Das ist keine Hexerei mehr, da gibt’s verschiedene Ansätze, mit denen das geht.“

Die Ethikrat-Vorsitzende kritisierte den Umgang mit Künstlicher Intelligenz und Datenschutz in Europa und Deutschland. „Ich glaube, unsere Regulierung ist zu kleinteilig, und wir legen auch den Datenschutz teils zu streng aus. Das verringert Risiken, aber eben auch wichtige und gute Datennutzung.“ Das bringe teils gravierende Nachteile, etwa in der Medizin. „Regeln sollen knackig, aber maßvoll sein – und vor allem nicht in allen EU-Staaten und allen Bundesländern unterschiedlich ausgelegt werden.“

kna