Ethikrat-Chefin: Thema Pflege wird fast jede und jeden betreffen

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, mahnt zu mehr Auseinandersetzung mit Pflegebedürftigkeit.
Ethikrat-Chefin: Thema Pflege wird fast jede und jeden betreffen

Alena Buyx –Foto: © Deutscher Ethikrat –Foto: Reiner Zensen

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, mahnt zu mehr Auseinandersetzung mit Pflegebedürftigkeit. Dies betreffe sowohl die Einzelnen als auch die Politik, sagte Buyx am Mittwochabend bei 3sat. “Man müsste viel ausführlicher mit den eigenen Eltern darüber sprechen”, viele Menschen verdrängten das Thema jedoch. Sinnvoll wäre indes, es “früher ins Leben zu holen”, sich auch etwa über informelle Netzwerke für die Versorgung pflegebedürftiger Menschen zu informieren.

Für die Politik seien die Randbedingungen ebenfalls herausfordernd, erklärte die Medizinethikerin. Der demografische Wandel und der Mangel an Fachkräften führten zu hoher Belastung, sowohl bei Profis als auch in der häuslichen Pflege durch Angehörige. “Das greift alles ineinander”, betonte Buyx. Daher brauche es einen Bewusstseinswandel. Einrichtungen und Träger seien gefragt, den Beruf attraktiver zu machen.

Dies erfordere finanzielle Mittel. Zugleich sei bekannt, dass Pflegekräfte unter moralischer Belastung litten, wenn sie ihrer Arbeit nicht angemessen nachgehen könnten. Hinzu kämen Arbeitsverdichtung und körperliche Anstrengung. Buyx rief dazu auf, offen für Lösungsideen zu bleiben. So ließen sich manche Aufgaben – wie die aufwändige Dokumentation einzelner Tätigkeiten – auch technisch lösen, etwa durch den Einsatz von Robotern. Auch von anderen Ländern, wo es inzwischen mitunter Pflege-Studiengänge gebe, lasse sich lernen.

Die meisten Menschen wünschten sich, so lange wie möglich selbstständig zu bleiben – und, wenn dies nicht mehr gehe, eine gute Versorgung zu bekommen. “Das wird teuer”, unterstrich die Expertin. Und: “Wenn wir alle so alt werden, wie im Moment die Prognosen sind, dann werden sehr viele von uns pflegebedürftig werden.” Trotz der zahlreichen gegenwärtigen Krisen müsse die Gesellschaft dieses Thema angehen.

kna