Bischöfe an Heiligabend: Gegen Krieg und für mehr Miteinander

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An Heiligabend haben die katholischen Bischöfe in Deutschland zu Frieden und Konfliktlösung aufgerufen. Überschattet wurden die Feierlichkeiten von einer erhöhten Gefahrenlage am Kölner Dom.
An Heiligabend haben die katholischen Bischöfe in Deutschland zu Frieden und Konfliktlösung aufgerufen. Überschattet wurden die Feierlichkeiten von einer erhöhten Gefahrenlage am Kölner Dom.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. –Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München (EOM) / Lennart Preiss

An Heiligabend haben die katholischen Bischöfe in Deutschland zu Frieden und Konfliktlösung aufgerufen. Überschattet wurden die Feierlichkeiten von einer erhöhten Gefahrenlage am Kölner Dom. Die Polizei durchsuchte die Kathedrale in der Nacht fünf Stunden lang mit Bombenspürhunden. In die Ermittlungen einbezogen ist der Staatsschutz, der auf politisch motivierte Kriminalität spezialisiert ist.

Gerade in Zeiten von Kriegen sei es wichtig, das Weihnachtsfest zu feiern, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx laut Manuskript in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom. Das Fest erinnere an einige Grundsätze, “ohne die wir die Probleme der Welt nicht lösen und ein gutes Miteinander nicht nachhaltig aufbauen können”. Gewalt und Krieg könnten keinen nachhaltigen Frieden schaffen. Für den Frieden brauche es die “Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich” und einem “versöhnten Miteinander”. Mehr Waffen führten nicht näher zum Frieden.

Der künftige Paderborner Erzbischof Udo Bentz sagte, Weihnachten erinnere schmerzlich daran, dass Frieden möglich wäre, wenn “wir uns Gottes Menschlichkeit in Jesus Christus zum Maßstab nehmen”. In der Christmette im Mainzer Dom sagte er: “Weihnachten heißt deshalb auch: sich selbst zu einem Werkzeug des Friedens machen zu lassen.” Der bisherige Mainzer Weihbischof wird sein neues Amt im März antreten. Papst Franziskus hatte ihn Anfang Dezember zum Paderborner Erzbischof ernannt.

Auch der Aachener Bischof Helmut Dieser ging auf das Kriegsgeschehen ein. “Der Gott, der sich in diesem Kinde zeigt, lässt die dröhnend stampfenden Soldatenstiefel an ihr Ende kommen und verbrennt alle Blutfetzen des Krieges,” heißt es im Manuskript seiner Festpredigt. Aus Sicht des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige sind alle Christen angehalten, am Frieden mitzuwirken, “in einer vorurteilsfreien Haltung anderen gegenüber, einem freundlichen Wort, einer echten Begegnung”. Auch in unheilvollen Zeiten hätten Menschen die Weihnachtsbotschaft gehört und darin Trost gefunden.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mahnte in seiner Festpredigt den Schutz der Menschenwürde in Kriegen an. “Menschenfeindliche Ideologien sind zu bekämpfen, niemals aber der Mensch als Person”, heißt es im Manuskript. Christinnen und Christen dürften nie müde werden, klar für eine Ordnung des Friedens einzutreten, die sich auf den Schutz der Menschenwürde gründe.

Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers sagte: “Umkehr und Versöhnung sind meine Weihnachtswünsche angesichts der Spirale der Gewalt in der Ukraine und im Nahen Osten. Vielleicht dürfen wir erleben, dass entgegen allen menschlichen Hasses Wundersames und Überraschendes passieren wird.”

Der Übergangsleiter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, sagte in einer Videobotschaft: “Das Weihnachtsfest soll froh machen, gerade in einer Zeit, in der uns Kriege in der Ukraine und im Heiligen Land beschäftigen und wir in unserem Land Polarisierungen und viele gesellschaftliche Probleme spüren.”

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann forderte indessen mehr Hilfe für Wohnungslose. In Deutschland hätten rund 260.000 Frauen, Männer und Kinder “keinen Platz – im wörtlichen Sinn”, weil sie entweder als Obdachlose auf der Straße oder in öffentlichen oder gemeinnützigen Einrichtungen oder bei Verwandten untergebracht seien. Der Bischof verwies auch auf rund zwei Millionen Geflüchtete, “die teilweise seit Jahren unter unwürdigsten Bedingungen in Containern oder Massenunterkünften leben müssen”.

Vor allem auf die theologische Bedeutung des Festes gingen der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ein. “Gott, wie ihn das Weihnachtsfest verkündet und wie er im Kind in der Krippe sichtbar und erfahrbar wird, ist nicht der Traum und die Illusion von Menschen”, so Koch an Heiligabend. “Gott wurde Mensch, um uns seine Liebe im Zeichen dieses wehrlosen und so liebenden Kindes zu erweisen.” Menschliche Träume und Illusionen zerbrächen, “Gottes Liebe in den Nächten unseres Lebens aber bleibt”.

Heße sagte, die Weihnachtsgeschichte sei mehr als eine idyllische Erzählung. “Die Krippe von Bethlehem ist nicht zu verwechseln mit einem Miniaturwunderland”, heißt es in seinem Predigtskript. Die Weihnachtsgeschichte schildere eine harte und raue Wirklichkeit und sei damit zeitlos und aktuell. “Sie realisiert sich immer wieder neu in den Schicksalswegen der Menschheit.”

kna

Neues Ruhrwort 51_52/23