Völkischer Nationalismus ist laut der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Christentum nicht vereinbar. Die AfD sieht sich missverstanden, beharrt aber auf Völkern als „Abstammungs- und Blutsgemeinschaft“.
Berlin – Die Gruppe der Christen in der AfD hat Vorwürfe der Deutschen Bischofskonferenz gegen ihre Partei zurückgewiesen. In einem am Freitag veröffentlichten Brief wirft der Vorstand der Gruppe den Bischöfen vor, sich „der linksgerichteten Journaille unreflektiert zu unterwerfen“. Zudem erinnern sie die Bischöfe an ihre „Verpflichtungen gegenüber dem Staat“ und mahnen zur Zurückhaltung bei politischen Meinungsäußerungen. Zugleich wird den Kirchenführern aber ein „Gesprächsaustausch unter christlichen Glaubensgeschwistern“ angeboten.
In dem Schreiben wenden sich die Christen in der AfD unter Berufung auf die Bibel gegen multiethnische Staaten. „Von der Existenz unterschiedlicher, voneinander getrennter Völker als Abstammungs- und Blutsgemeinschaft, wie Sie das in Frage stellen, geht zunächst einmal der christliche Schöpfergott der Bibel als dessen Schöpfung aus“, heißt es. Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, religiöser Zugehörigkeit und kultureller Prägung im großen Stil als Maßstab einer Gesellschaft sei etwa angesichts der Erfahrungen mit dem Zerfall Jugoslawiens „zwingend in Frage zu stellen“. Dies sei „keinem völkischen Nationalismus, sondern schlicht der praktischen, zeitgeschichtlichen Erfahrung und Sorge um den Frieden geschuldet“.
Ferner verweist die Parteigruppe auf die Präambel des Grundgesetzes. Dort werde das Grundgesetz in die Rahmenbedingungen von „Gott und das Deutsche Volk“ eingebettet. Deshalb richte sich „jedes Ansinnen, allein den Begriff ‚Deutsches Volk‘ aufzuweichen, und erst recht, jeder Vorgang, selbiges in seiner Zusammensetzung nach ethnischen Gesichtspunkten verändern zu wollen (…) gegen die grundlegende Rahmensetzung der deutschen Verfassung“.
Überdies betonten die Christen in der AfD, dass sie „Sorge und Engagement um Menschenwürde, Menschenrechte, insbesondere um den Schutz des Lebens“ teilen. Gerade zu Letzterem vertrete die AfD die „klarste eindeutig christliche Haltung in all ihren Programmen unter den konkurrierenden Parteien“.
Die Bischöfe hatten in ihrem Schreiben die Idee einer Existenz von Völkern, die angeblich in ihrem „Wesen“ und in kulturellen Lebensgestalten scharf von anderen Völkern abgegrenzt werden könnten, als rechtsextremistisch zurückgewiesen. Die Vorstellung, wonach das Volk eine Abstammungs-, letztlich eine Blutsgemeinschaft sei, verwarfen sie als „völkischen Nationalismus“. „Nach den Gräueln des Nationalsozialismus versteht unser Grundgesetz das Volk hingegen aus gutem Grund als ‚Demos‘, das heißt als Gemeinschaft der Gleichberechtigten, die auf der Grundlage der Menschen- und Bürgerrechte unsere Gesellschaft gemeinsam aufbauen und gestalten“, betonten die Bischöfe.