Essener Caritas kritisiert Arbeitspflicht für Flüchtlinge

Die Caritas im Bistum Essen befürchtet, verpflichtende gemeinnützige Arbeit für Flüchtlinge könnte Vorurteile schüren. Arbeitsmöglichkeiten müssten daher anders gestaltet werden.
Die Caritas im Bistum Essen befürchtet, verpflichtende gemeinnützige Arbeit für Flüchtlinge könnte Vorurteile schüren. Arbeitsmöglichkeiten müssten daher anders gestaltet werden.

Stefanie Siebelhoff, Direktorin des Caritasverbandes für das Bistum Essen. –Foto: Caritas/Christoph Grätz

Die Caritas im Bistum Essen spricht sich gegen eine Arbeitspflicht für Flüchtlinge aus. Stattdessen fordert sie, Flüchtlingen den Zugang zum regulären Arbeitsmarkt zu erleichtern. Die aktuelle Debatte um Pflichtmaßnahmen führe nicht zu mehr Akzeptanz von Schutzsuchenden in der Gesellschaft, erklärte die Direktorin des Essener Caritas-Verbandes, Stefanie Siebelhoff, am Freitag. Sie bediene im Gegenteil das Vorurteil des faulen Asylbewerbers.

Im Saale-Orla-Kreis in Thüringen sollen Asylbewerber zu vier Stunden Arbeit pro Tag verpflichtet werden. Auch Essen prüft, ob das möglich ist. Grundlage ist eine entsprechende Regelung im Asylbewerberleistungsgesetz. Laut Siebelhoff wollen sich viele Geflüchtete integrieren und arbeiten. Mit Sanktionen verknüpfte Arbeitsdienste hätten aber einen gegenteiligen Effekt.

In Zusammenhang mit einer Arbeitspflicht sieht Siebelhoff außerdem die Gefahr eines neuen Niedriglohnsektors. Flüchtlinge sollten den Arbeitskräftemangel ausbaden. „Was wir eigentlich brauchen, sind mehr sozialversicherungspflichtige Jobs.“ Deshalb müsse es darum gehen, Hürden abzubauen, um Flüchtlingen den Zugang in den regulären Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Das fördere auch die Integration. Die Arbeitsgelegenheiten dürften weder reguläre Arbeitsplätze verdrängen noch die Grundsätze von Gleichbehandlung und gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit verletzen.

kna