Richter prüft Missbrauchsvorwurf gegen Kardinal von Quebec

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Nach Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit lässt Kardinal Lacroix seine Ämter ruhen, beteuert aber seine Unschuld. Nun hat der Papst einen erfahrenen Juristen mit der Angelegenheit betraut – denn sie birgt Sprengstoff.
Nach Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit lässt Kardinal Lacroix seine Ämter ruhen, beteuert aber seine Unschuld. Nun hat der Papst einen erfahrenen Juristen mit der Angelegenheit betraut - denn sie birgt Sprengstoff.

Der Petersdom im Vatikan. Symbolfoto: pixabay

Papst Franziskus hat den pensionierten Richter Andre Denis mit der Prüfung von Missbrauchsvorwürfen gegen den kanadischen Kardinal Gerald Cyprien Lacroix beauftragt. Das teilte das kanadische Erzbistum Quebec in einer Erklärung mit.

Denis, früher Richter am Obersten Gerichtshof von Quebec, solle eine Voruntersuchung der Vorwürfe gegen den 66-Jährigen Erzbischof von Quebec durchführen. Diese untersteht gemäß dem Kirchenrecht unmittelbar dem Vatikan, wenn Missbrauchs-Anschuldigungen einen Bischof betreffen.

Laut kanadischen Medien schrieb Papst Franziskus persönlich an Denis, der von 1991 bis 2015 am Obersten Gerichtshof von Quebec tätig war. 2009 führte er Kanadas ersten Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er verurteilte Desire Munyaneza zu lebenslanger Haft für Taten während des Völkermords in Ruanda 1994.

Denis sei allein für die Untersuchung verantwortlich, so die Erzdiözese. Man biete dem Juristen volle Kooperation an, werde aber nicht in die Untersuchung oder deren Schlussfolgerungen eingreifen, hieß es.

Mitte Januar hatten kanadische Medien über Vorwürfe gegen Lacroix (66) berichtet. Der Ordensmann, Primas der Kirche in Kanada, soll zwischen 1987 und 1988 während zweier Bibeltreffen eine 17-Jährige sexuell berührt haben. Demnach erscheint sein Name in Gerichtsdokumenten im Rahmen einer großen Sammelklage. Das Erzbistum versicherte, weiter an der Aufklärung von Missbrauchsfällen mitzuarbeiten und den Betroffenen eine Entschädigung zukommen lassen zu wollen.

Ende Januar wies der Kardinal die Vorwürfe sexueller Übergriffigkeit zurück. “Nach meinem Wissen habe ich niemals unangemessene Gesten gegenüber irgendjemandem gemacht, egal ob es sich um minderjährige oder erwachsene Personen handelt”, so der Erzbischof in einer Videobotschaft. Er stelle sich mit “reiner Seele und reinem Gewissen” dem juristischen Prozess. Zugleich ließ er seine Ämter ruhen, betonte jedoch, dass es sich dabei nicht um einen Rücktritt handle, “aber um einen zeitlich begrenzten Rückzug, damit wir die nun folgenden Schritte und notwendigen Entscheidungen besser vorbereiten können”.

Lacroix, seit 2011 Erzbischof von Quebec, hat auch wichtige Ämter im Vatikan. 2014 von Franziskus zum Kardinal ernannt, ist er seit 2023 als Mitglied des sogenannten Kardinalsrates ein enger Berater des Papstes. Der Kardinalsrat soll Franziskus bei der Reform der Römischen Kurie und der Weltkirche unterstützen.