Knapp drei Monate nach dem Start des Organspende-Registers fällt die Bilanz überschaubar aus.
Berlin – Knapp drei Monate nach dem Start des Organspende-Registers fällt die Bilanz überschaubar aus. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben sich bislang nur 128.000 Bürger in das Register eingetragen. Berechtigt sind alle Bürger ab 16 Jahren, also mehr als 71 Millionen Menschen.
Hinzu kommt, dass von den Krankenhäusern, in denen Organtransplantationen stattfinden können, nur 50 Prozent „die Registrierung komplett abgeschlossen haben“, wie ein Sprecher des BfArM am Mittwoch der „Welt“ mitteilte. Das bedeutet, dass sich diejenigen, die sich ins Register eingetragen haben und etwa nach einem Unfall im Krankenhaus liegen, nicht sicher sein können, dass ihr Eintrag auch von den Ärzten abgerufen werden kann.
Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, kritisierte die technischen Voraussetzungen für das Register. Der Prozess der Eintragung in das Register sei „noch dermaßen kompliziert und bürokratisch, dass er den Großteil der Spender abschrecken wird“. Ausweis-Lesegeräte, eine Ausweis-App und mehrstufige umständliche Prozesse seien „alles andere als hilfreich“, um die Zahl der Spender zu erhöhen. „Das Register ist in dieser Hinsicht leider ein Paradebeispiel für dysfunktionale Digitalisierung im Gesundheitswesen“, fügte Gaß hinzu.
Die bisherigen Kosten für den Aufbau, den Betrieb und die Werbemaßnahmen für das Organspende-Register betrügen insgesamt 11,8 Millionen Euro, teilte das Bundesgesundheitsministerium der Zeitung mit. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, ist ebenfalls skeptisch: „Wenn sich das Tempo nicht grundlegend ändert, wird es viele Jahre dauern, bis ein signifikanter Teil der Bürgerinnen und Bürger ihren Willen im Register dokumentiert hat.“ Ob über zusätzliche Aufklärungsarbeit oder einen leichteren Zugang eine Trendwende erreicht werden könne, bleibe abzuwarten. Internationale Erfahrungen seien durchgehend ernüchternd.
Ziel des Organspenderegisters war es unter anderem, die Zahl der Organspender zu erhöhen. Aus den Bundesländern und dem Bundestag gibt es zugleich Versuche, die Regeln zur Organspende grundlegend zu ändern und eine Widerspruchsregelung einzuführen. Dann wäre jeder Bürger ein potenzieller Organspender – außer er hat ausdrücklich widersprochen.