Nach dem Terroranschlag von Hanau sieht Israels Botschafter die Demokratie in Deutschland in Gefahr. „Keine demokratische Gesellschaft kann überleben, wenn Minderheiten permanent bedroht oder geschädigt werden. Der Holocaust hat uns allen gezeigt, wohin ein solcher Hass führt und welche schrecklichen Folgen er haben kann, und genau darum geht es jetzt“, sagte Jeremy Issacharoff im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag).
„Eine offene Gesellschaft kann viele Dinge tolerieren, aber niemals Gewalt. In den letzten Jahren hat sich das geändert. Die Menschen beginnen wieder gewalttätig gegen Minderheiten, gegen Juden und Muslime zu handeln. Aus Worten werden Taten.“
Vielfalt leben
Mit Blick auf die antisemitischen und antimuslimischen Anschläge im Oktober in Halle und vor einer Woche in Hanau appellierte Issacharoff an Juden und Muslime, ihre Religionszugehörigkeit nicht zu verstecken. „Mehr Sicherheit für jede Art von Gemeinde in Deutschland kann nicht dadurch erreicht werden, dass Menschen ihre Identität, ihre Religion verheimlichen. Wir müssen mit unserer Vielfalt leben“, sagte der israelische Botschafter, der seit zweieinhalb Jahren in Deutschland lebt.
„Keine Kippa oder keine muslimische Kopfbedeckung zu tragen, seinen Bart zu rasieren, würde auch bedeuten, das Problem zu verbergen. Wir müssen alle schützen, Terrorismus und Hass eindämmen und eine offene Gesellschaft bewahren, in der wir unsere Vielfalt feiern können.“
Beeindruckt von der „sehr starken Erinnerungskultur“
Issacharoff sagte jedoch auch, er sei „sehr beeindruckt von der sehr starken Erinnerungskultur und dem Respekt, den diese in den letzten Jahren zwischen Israel, dem jüdischen Volk und Deutschland geschaffen hat“. Mit Blick auf die AfD fügte er hinzu: „Ich sehe nicht, dass die AfD Teil dieser Kultur der Erinnerung und des respektvollen Dialogs zwischen den beiden Ländern ist.“
Der Botschafter führte seine Kritik weiter aus: „Die AfD ist eine Partei, deren Anführer Erklärungen abgegeben haben, die unsensibel gegenüber den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und der Erinnerungskultur waren“, sagte er. „Für mich ist es einfach nicht haltbar, Kontakte zu dieser Partei zu haben, die zumindest eine Nostalgie für die Nazi-Vergangenheit hat.“ Er sehe keinen Anlass, seine Politik gegenüber der Alternative für Deutschland zu ändern.