Vatikanstadt. Nach den jüngsten Erlassen der italienischen Regierung hat am Wochenende auch der Vatikan eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. So bleiben ab sofort die Vatikanischen Museen bis 3. April geschlossen. Wie der Vatikan am Sonntag mitteilte, betrifft dies auch die übrigen Museen und Ausgrabungen wie jene unter dem Petersdom, die Päpstlichen Villen in Castel Gandolfo oder Museen anderer Papst-Basiliken in Rom. Die Katakomben waren schon zuvor geschlossen worden.
Papst-Gottesdienste werden gestreamt
Um die Ansteckungsgefahr bei Menschenansammlungen auf dem Petersplatz zu reduzieren, sprach Papst Franziskus am Sonntag das Mittagsgebet des „Angelus“ erstmals aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes: Von dort aus wurde es live auf Großbildschirme übertragen. Da der Papst nicht wie sonst am offenen Fenster sprach, konnten an den Eingängen zum Platz die Sicherheitskontrollen entfallen. Bei diesen stehen Menschen länger dicht gedrängt und sind wie das Sicherheitspersonal einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.
Ähnlich soll am Mittwoch bei der Generalaudienz verfahren werden. Zudem feiert Franziskus die Frühmessen im Gästehaus Santa Marta alleine. Dafür werden diese Gottesdienste über das Internetportal Vatican News live gestreamt.
Teilnehmer der KI-Konferenz infiziert
Am Freitag war der erste – und laut Presseamt bisher einzige – Fall einer bestätigten Infektion mit dem Covid-19-Virus im Vatikan bekannt geworden. Nach Aussage der Päpstlichen Akademie für das Leben handelt es sich um einen Teilnehmer einer von ihr organisierten Konferenz über „Ethik und Künstliche Intelligenz“. Diese fand vom 26. bis 28. Februar im Vatikan statt; zu den Teilnehmern gehörten unter anderen Microsoft-Präsident Brad Smith und IBM-Vizepräsident John Kelly.
Nach Bekanntwerden des Falls hatten zuerst Apostolische Bibliothek und Archiv sowie die Archive im Staatssekretariat verkündet, dass sie ab Montag bis auf Weiteres schließen. Am Montag zuvor erst hatten sie unter starker öffentlicher Beobachtung ihre Bestände zum Pontifikat Pius‘ XII. (1939-1958) für die internationale Forschung geöffnet.
Weitere Schutzmaßnahmen angeordnet
Über diese Maßnahmen hinaus haben Leitung und Verwaltung des Vatikanstaates für Mitarbeiter und Besucher weitere Schutzmaßnahmen angeordnet. So sollen laut einer am Sonntag vom Substitut des Staatssekretariats, Erzbischof Edgar Pena Parra, unterzeichneten Anordnung größere Konferenzen und Treffen vermieden werden, wenn dabei kein Mindestabstand von einem Meter gewahrt werden kann. Das gelte auch für Treffen etwa an Kaffeeautomaten.
Reisen von Vatikan- und Kurien-Mitarbeitern sollen auf das Notwendige beschränkt werden. Ebenso der Publikumsverkehr bei vatikanischen Einrichtungen, zudem ist dort ein Mindestabstand zu wahren. Wer grippe-ähnliche Symptome verspürt, muss sich umgehend an die Ambulanz oder die Beauftragten des Vatikan wenden. Arbeitsflächen und Gegenstände sind häufiger zu desinfizieren.
Schulen geschlossen
Den Erlassen zufolge sollen Regelungen für Heimarbeit und flexible Arbeitszeiten großzügig angewandt werden. Vorrang dabei haben Angestellte mit Kindern, die jünger als 14 Jahre sind. Seit in Italien die Schulen geschlossen sind, habe viele Eltern ein Betreuungsproblem.