Erzbistum Köln: Drastischer Sparkurs

Das Erzbistum Köln plant einen umfänglichen Sparkurs. Der Haushalt von derzeit rund 900 Millionen Euro soll bis 2030 um etwa 12,5 Prozent sinken, hieß es bei der Vorstellung des am Donnerstag veröffentlichten Finanzberichtes für 2019. Das entspricht einer Summe von etwa 110 Millionen Euro. Für das vergangene Jahr verzeichnet die mit 1,9 Millionen Katholiken mitgliederstärkste deutsche Diözese zwar einen Überschuss von 31 Millionen Euro. Doch schon für 2020 sei wegen der Corona-Krise mit bis zu 50 Millionen Euro weniger an Kirchensteuereinnahmen zu rechnen. Zudem sei mittelfristig auf den Rückgang von Mitgliedern und damit Einnahmen zu reagieren.

Kölner Dom (Symbolfoto: pixabay)

Laut Finanzdirektor Gordon Sobbeck wird das Erzbistum einen wirtschaftlichen Rahmenplan bis 2030 entwickeln, um eine drohende „erhebliche Finanzierungslücke“ abzuwenden. Die „Corona-Delle“ werde sich auch auf das nächste und übernächste Jahr auswirken. Schon für dieses Jahr sei ein Defizit von 30 Millionen Euro und für 2021 ein noch größerer Fehlbetrag von 30 bis 40 Millionen Euro zu erwarten.

Rückgriff auf Rücklagen

„Noch können wir die Einbußen aus Rücklagen auffangen“, sagte Sobbeck und verwies auf eine bislang „sehr solide wirtschaftliche Situation“. 2019 steigerte das Erzbistum Köln sein Vermögen um 2,9 Prozent auf rund 3,93 Milliarden Euro. Es liegt damit nach Paderborn (7,15 Milliarden Euro) und München-Freising (6,1 Milliarden) auf dem dritten Platz unter den deutschen Diözesen.

Um langfristig handlungsfähig zu bleiben, müssten aber jetzt die Weichen gestellt werden, so der Finanzdirektor. Schon seit langem sei wegen des Mitgliederschwundes ein Ertragsrückgang absehbar, der aber durch die gute Konjunktur „überdeckt“ worden sei. Die Corona-Krise führe nun früher als erwartet zu geringeren Einnahmen und auch Verlusten. So verzeichneten die Tagungshäuser der Erzdiözese von März bis September nur 36.000 statt der sonst 86.000 Gäste, was zu Belastungen von rund 5 Millionen Euro geführt habe.

Sparpotenziale bei Sach- und Projektkosten sowie Verwaltung

Sparpotenziale sieht der Finanzchef bei Sach- und Projektkosten sowie bei der Verwaltung von Kindergärten und Immobilien. Statt derzeit 220 Träger sollten sich künftig ein bis vier zentrale Träger um das Rechnungswesen der Kitas kümmern. Die davon zu trennende inhaltliche Arbeit bleibe weiterhin vor Ort angesiedelt.

Zentralisieren und kostengünstiger gestalten lässt sich laut Sobbeck auch die Verwaltung der 4.700 Gebäude der Erzdiözese, darunter 1.220 Kirchen und Kapellen, 2.400 pfarrlich genutzte Gebäude wie Gemeindehäuser, Kitas oder Dienstwohnungen sowie die 1.130 wirtschaftlich genutzten Mietobjekte. Immobilien der Pfarreien blieben weiterhin deren Eigentum, aber die Kirchenvorstände könnten sich besonders mit Blick auf die Instandhaltung professionelle Unterstützung holen.

Prioritäten im Rahmen des Pastoralen Zukunftsweges

Insgesamt habe sich aber die Finanzplanung an den Prioritäten im Rahmen des Pastoralen Zukunftsweges zu orientieren, betonte der Finanzdirektor. Bis zum Jahr 2030 will das Erzbistum die rund 180 Seelsorgebereiche, denen insgesamt rund 500 meist kleinere Pfarreien angehören, in etwa 50 bis 60 Großpfarreien organisieren.

2019 gab das Erzbistum für Seelsorge, karitative Aufgaben und Bildung rund 893 Millionen Euro aus, 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Kirchensteuereinnahmen, drei Viertel der Gesamterträge, stiegen um 2 Prozent auf 684,2 Millionen Euro.

Von Andreas Otto (KNA)