Köln – Die Initiative Maria 2.0 Rheinland und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) fordern die sofortige Veröffentlichung der vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie. Die beiden Organisationen warfen dem Erzbischof am Freitag in Köln vor, aus Angst vor der Wahrheit die Präsentation zu verzögern. Auf Instagram und Facebook starteten Maria 2.0 und der KDFB eine Kampagne unter den Hashtags #rausmitderakte, #übernehmtverantwortung, #nichtinmeinemnamen, #nichtmeinekirche.
Woelki hatte die Studie im Herbst 2018 angekündigt und im Januar 2019 die Münchner Anwaltskanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“ damit beauftragt. Ziel ist, den Umgang der Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsfällen zu untersuchen. Die für 12. März 2020 angesetzte Präsentation sagte das Erzbistum kurzfristig ab. Die geplante Nennung ehemaliger oder aktiver Entscheidungsträger sei noch rechtlich abzusichern, so die damalige Begründung.
Rechtliche Absicherung
Ende September teilte das Erzbistum mit, daran festhalten zu wollen, die Studie zu veröffentlichen und Verantwortliche für fehlerhaften Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt nennen zu wollen. Zugleich betonte die Erzdiözese, dass zur rechtlichen Absicherung das „methodische Vorgehen des Gutachtens“ habe erweitert werden müssen. Dies sei mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. „Aus diesem Grund verzögert sich die Publikation noch immer“, so Generalvikar Markus Hofmann.
Wie Köln hat auch das Bistum Aachen im Sommer vergangenen Jahres eine vergleichbare Studie bei der Münchner Kanzlei in Auftrag gegeben. Sie kündigte eine Veröffentlichung für November an. Wie in Köln sollen zur Wahrung der Unabhängigkeit der Bischof und der Generalvikar erst mit der Öffentlichkeit von den Ergebnissen erfahren.