Berlin – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht angesichts mangelnder Corona-Schutzmaßnahmen in den Schulen die Gesundheit von Schülern und Lehrern gefährdet. Gewerkschaftschefin Marlis Tepe forderte die Kultusminister auf, aus den hohen Corona-Infektionszahlen Konsequenzen zu ziehen: „Die Infektionszahlen sind in großen Teilen Deutschlands längst so, dass in den Klassenzimmern Abstände eingehalten werden müssen“, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Donnerstag). Die Klassen müssten daher geteilt werden; „je eine Gruppe wäre dann in der Schule, eine zu Hause“.
Für die Schüler sei dies besser, als zu riskieren, dass immer mehr Klassen komplett in Quarantäne müssten, so die Gewerkschaftsvorsitzende. „Wenn Schüler den einen Tag zu Hause arbeiten und den anderen in die Schule kommen können, führt das auch dazu, dass sie besser Nachfragen stellen können“, so Tepe. „Alles ist besser, als komplett ins Homeschooling wechseln zu müssen.“
Bestimmungen der Gesundheitsbehörden sehr unterschiedlich
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, verwies darauf, dass die Bestimmungen der Gesundheitsbehörden sehr unterschiedlich seien. „Wird in dem einen Landkreis die ganze Klasse in Quarantäne gesetzt, sind es in dem anderen nur die direkten Banknachbarn – wenn überhaupt, weil ja gelüftet wurde“, sagte er. Das sei nicht nachvollziehbar und führe zu Unmut und Verunsicherung.
Beckmann forderte klare und transparente Regelungen, wann wer in Quarantäne gehen muss; „und übrigens auch, wie das dann für Familienmitglieder gehandhabt wird“. Wenn der kleine Bruder oder die große Schwester weiter in die Schule gehe, könne man sich jede Quarantäneanordnung sparen.
Beckmann: Spekulieren hilft nicht
Sowohl Beckmann als auch Tepe äußerten sich skeptisch zu der Schätzung des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, es seien 300.000 Schüler in Quarantäne. Es gebe keine verlässlichen Angaben zu der Frage, sagte Tepe. „Die Zahl von 300.000 ist aus der Luft gegriffen.“ Beckmann sagte: „Spekulieren und skandalisieren hilft in dieser Situation nicht. Die Wahrheit ist schlicht: Wir wissen nicht, wie viele Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler in Quarantäne sind.“