Kirchenrechtler Schüller: Kardinal Woelki sollte zurücktreten

Nach Ansicht des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller sollte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dem Papst seinen Rücktritt anbieten.
Nach Ansicht des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller sollte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dem Papst seinen Rücktritt anbieten.

Thomas Schüller (Foto: WWU/Benedikt Weischer)

Nach Ansicht des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller sollte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Im Deutschlandfunk sagte Schüller am Mittwoch, Woelki habe im Zusammenhang mit einem 2015 nicht an den Vatikan gemeldeten Verdachtsfall von schweren sexuellen Straftaten wiederholt die Unwahrheit gesagt, um einen ihm gut bekannten Priester zu schützen.

Der Düsseldorfer Pfarrer O. soll Ende der 1970er-Jahre ein Kindergartenkind missbraucht haben. Woelki wird vorgeworfen, dass er den Fall 2015 wenige Monate nach seinem Amtsantritt in Köln zwar zur Kenntnis nahm, aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom unterließ. Der Erzbischof verwies unter anderem auf die damals schon weit fortgeschrittene Demenz des 2017 verstorbenen Pfarrers und lässt jetzt sein damaliges Vorgehen von einem Gutachter prüfen und auch von Papst Franziskus und dessen Experten im Vatikan.

Woelki sei weitgehend isoliert in der Deutschen Bischofskonferenz

Woelki sei inzwischen weitgehend isoliert in der Deutschen Bischofskonferenz und erweise der Kirche mit seiner Haltung einen Bärendienst, so Schueller weiter: „Aber er klammert sich ans Amt, fast wie der ausscheidende US-Präsident Trump.“

Es gebe eine neue Generation von Bischöfen, die „eine schwere Erblast aufzuarbeiten“ hätten in Sachen Missbrauch, ergänzte der Kirchenrechtler: „Das ist nicht angenehm, und diesen Bischöfen kommt es natürlich jetzt komplett in die Quere, dass durch das verheerende Beispiel des Kölner Kardinals alle in den gleichen Verdacht geraten, dass sie es nicht ernst meinen mit der Aufarbeitung, mit der radikalen ehrlichen Aufarbeitung der Schuld der Katholischen Kirche“.

Schüller forderte außerdem, der katholischen Kirche die Verantwortung für die Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt zu entziehen. Man solle ähnlich wie etwa in Großbritannien eine „unabhängige Wahrheitskommission“ installieren, deren Mitglieder über entsprechende Fachkenntnisse verfügten, aber ausdrücklich nicht mit der Kirche in Verbindung stünden.

Kardinal Woelki steht auch in der Kritik, weil er ein Gutachten über sexualisierte Gewalt durch katholische Kirchenvertreter wegen „methodischer Mängel“ nicht veröffentlichen will und ein neues in Auftrag gegeben hat. Dieses soll im März veröffentlicht werden.

kna