Die Laienvertretung im Erzbistum Köln sieht den Grund für die hohe Zahl der Kirchenaustritte im Umgang mit dem Missbrauchsskandal.
Köln – Die Laienvertretung im Erzbistum Köln sieht den Grund für die hohe Zahl der Kirchenaustritte in fehlenden Reformen sowie dem Umgang mit dem Missbrauchsskandal. Seit mehr als zehn Jahren arbeite die katholische Kirche in Deutschland sexuellen Missbrauch auf, „ohne dass irgendjemand überhaupt einmal wahrhaftig dafür Verantwortung übernommen hätte“, sagte der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln, Tim Kurzbach, am Dienstag dem kirchlichen Online-Portal domradio.de. Zudem werde seit langem über Modernisierung geredet. „Auch da passiert nicht wirklich etwas. Das frustriert die Menschen zutiefst.“
Im Erzbistum Köln kommen Kurzbach zufolge weitere Aspekte hinzu: Papst Franziskus und Erzbischof Rainer Maria Woelki setzten sich öffentlich darüber auseinander, „ob jemand in die Auszeit gegangen ist oder seinen Rücktritt angeboten hat“. Die Situation sei „nur noch fürchterlich“. Franziskus hatte kürzlich in einem Interview gesagt, im Zuge der Vertrauenskrise im Erzbistum Köln habe er Woelki gebeten, eine Auszeit zu nehmen und seinen Rücktritt anzubieten. Vorherige Darstellungen des Erzbistums hatten nahegelegt, dass der Kardinal die Auszeit und den Rücktritt von sich aus angeboten hatte. Die Erzdiözese erklärte nach dem Interview, dass die Äußerungen des Papstes und die eigenen Darstellungen vereinbar seien. Über Woelkis Rücktrittsangebot hat Franziskus noch nicht entschieden. „In der Tat frustriert diese Hängepartie auch sehr“, so Kurzbach weiter. Menschen aus dem „innersten Bereich der Pfarrgemeinden“ würden die Kirche nun verlassen.
Erzbistum Köln mit meisten Kirchenaustritten
Das Erzbistum Köln, das Deutschlands mitgliederstärkstes Bistum ist, verzeichnet für das vergangene Jahr fast 41.000 Austritte. Das sind in absoluten Zahlen so viele wie in keiner anderen deutschen Diözese und so viele wie nie zuvor. Der Anteil der Austritte an den Gesamtmitgliedern liegt bei 2,18 Prozent der Gesamtmitglieder und damit noch unter denen der Erzbistümer München-Freising (2,19 Prozent), Hamburg (2,53 Prozent) und Berlin (2,72 Prozent).