Bischöfe lassen Grundtext zu katholischer Sexualmoral scheitern

Paukenschlag beim kirchlichen Reformdialog Synodaler Weg in Frankfurt. Zum Auftakt der vierten Vollversammlung scheiterte am Donnerstagabend gleich der erste grundlegende Text zur katholischen Sexualmoral.
Frankfurt – Paukenschlag beim kirchlichen Reformdialog Synodaler Weg in Frankfurt. Zum Auftakt der vierten Vollversammlung scheiterte am Donnerstagabend gleich der erste grundlegende Text zur katholischen Sexualmoral. Während die erforderliche Zweidrittelmehrheit aller anwesenden Synodalen erreicht wurde, erhielt das Papier bei den Bischöfen keine Zweidrittelmehrheit, sondern scheiterte knapp mit einer Bischofsmehrheit von rund 61 Prozent. 33 Bischöfe stimmten für den Text, 21 dagegen, drei enthielten sich.

–Foto: Synodaler Weg

Paukenschlag beim kirchlichen Reformdialog Synodaler Weg in Frankfurt. Zum Auftakt der vierten Vollversammlung scheiterte am Donnerstagabend gleich der erste grundlegende Text zur katholischen Sexualmoral. Während die erforderliche Zweidrittelmehrheit aller anwesenden Synodalen erreicht wurde, erhielt das Papier bei den Bischöfen keine Zweidrittelmehrheit, sondern scheiterte knapp mit einer Bischofsmehrheit von rund 61 Prozent. 33 Bischöfe stimmten für den Text, 21 dagegen, drei enthielten sich.

Bätzing spricht von großer Enttäuschung

In dem Text hatte die Mehrheit der Synodalen eine weitreichende Liberalisierung der kirchlichen Sexualmoral gefordert. In der Debatte hatten einige Bischöfe die Forderungen als einen Bruch mit der kirchlichen Lehre und dem christlichen Menschenbild bezeichnet. Als Reaktion auf das Scheitern bildete sich im Versammlungssaal eine spontane Protestkundgebung. Teilnehmer riefen: „Wo sind die Hirten?“ und „Soviel zum Thema Macht und Gewaltenteilung.“ Ein Transparent mit der Aufschrift: „Kein Raum für Menschenfeindlichkeit!“ wurde hochgehalten. Kardinal Reinhard Marx nahm zeitweise an der Protestkundgebung teil.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing sprach von einer „großen Enttäuschung“. Er habe in in der Debatte nicht erkennen können, „wie die Mehrheiten sein würden“. Es seien offenbar nicht alle in der Lage gewesen, ihre Bedenken deutlich zu äußern. „Die Übung von Synodalität hier ist noch nicht weit genug gediehen“, sagte. Bätzing. Das Abstimmungsergebnis sei eine Abstimmung der Bischöfe. „Das ist eine Frage an uns Bischöfe“, betonte Bätzing und appellierte zugleich an die Teilnehmenden: „Bleiben wir in der Synodalversammlung zusammen.“

Bischöfe „zutiefst feige“

Die Präsidentin des Synodalen Wegs Irme Stetter-Karp zeigte sich ebenfalls enttäuscht, vor allem darüber, dass das Abstimmungsverhalten sich nicht in den Redebeiträgen ablesen ließ. „Ich erwarte von den Bischöfen, dass Sie zu ihrer Meinung offen stehen“, so Steter-Karp. Dies sah auch Kardinal Reinhart Marx so. „Die Bischöfe müssen auch alle öffentlich zu ihren Positionen stehen und sollen das begründen“, forderte er. „Ich fürchte, dass sich die Spaltung zwischen Bischöfen und Gläubige wieder vertieft“, erklärte Schwester Philippa Rath. Viele Menschen gerade aus dem Kern der Kirche würden sich nun nicht abwenden, weil die Bischöfe „nicht mehr bei ihnen sind“. Pfarrer Werner Otto nannte das Verhalten der Bischöfe „zutiefst feige“. Schwester Katharina Kluitmann, die ehemalige Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz formulierte in der Aussprache ihre Enttäuschung mit den Worten: „Es kann doch nicht sein, dass wir Gläubigen dauernd bei den Bischöfen bleiben müssen – und die bleiben nicht bei uns.“

Pfarrer Christoph Uttenreuther betonte unterdessen das Positive: Jetzt weiß ich, jetzt stehen über 60 Prozent der Bischöfe dahinter. Das sei zumindest „ein Teilerfolg“. Bischof Stefan Oster, der gegen das Papier gestimmt hatte, sagte, er wolle sich nicht unterstellen lassen, dass es ihm nur um Macht gehe. Es sei auch nicht so, dass er nichts gelernt habe. „Ich fühle mich nicht als Menschenfeind und fühle mich nicht wie weg von den Menschen“, sagte der Reformgegner.

Orientierung an der „immer noch geltenden Lehre in der Weltkirche“

Der Augsburger Bischof Bertram Meier bedauerte die Situation und verwies zugleich auf das Positive. „Dieser Text ist in der Welt und der wird beachtet“, so Meier, der betonte: „Das ist ein Erfolg.“ Als einer der wenigen Bischöfe bekannte sich Bischof Hanke dazu, gegen den Text gestimmt zu haben. Er könne dem Text nicht in Gänze zustimmen. Das Nein der Bischöfe sei „auch ein Ergebnis der Orientierung der immer noch geltenden Lehre in der Weltkirche“. Hanke stellte zudem das System des Synodalen Weges in Frage. Es habe nie im Plenum eine Grundsatzdebatte gegeben.

Der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser sagte, er habe gegen den Antrag gestimmt, weil er sich dem großen Druck nicht gewachsen fühlte. Zugleich sagte Steinhäuser: „Ganz vieles aus dem Grundsatzpapier halte ich für ausgezeichnet. Es wäre sehr schade, wenn das jetzt in die Tonne gekippt wird.“ Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff begründete seine Ablehnung damit, dass der Text nicht in Abschnitten abgestimmt worden sei. Vieles habe er durchaus gut gefunden. Zu seiner Ablehnung habe er sich zuvor nicht geäußert, weil er den Eindruck habe, seine Argumente im Plenum in nur  einer Minute Redezeit ausdrücken zu können.

rwm