Mit Debatten, Kompromissen und Beschlüssen zu kirchenpolitischen Reformen ist am Samstag die letzte beschlussfassende Vollversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland zu Ende gegangen.
Frankfurt – Mit Debatten, Kompromissen und Beschlüssen zu kirchenpolitischen Reformen ist am Samstag die letzte beschlussfassende Vollversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland zu Ende gegangen. Durch Enthaltungen ermöglichten konservative Bischöfe die Annahme auch strittiger Vorlagen, etwa bei den Themen “geschlechtliche Vielfalt” oder bei der Frage, welche Mitwirkungsrechte Frauen im sakramentalen Handeln der Kirche künftig haben sollen.
Weitere Synodalversammlung 2026
Die Sitzungen fanden von Donnerstag bis Samstag in einem Tagungszentrum der Frankfurter Messe statt, 210 Synodale sowie rund 20 internationale Beobachter nahmen teil. Im Jahr 2026 soll eine weitere Synodalversammlung darüber beraten, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind. Am Samstag wurden die noch fehlenden 20 Mitglieder für einen 74 Mitglieder zählenden “Synodalen Ausschuss” gewählt. Dieser soll die noch nicht erledigten Aufgaben des Reformprojekts fortführen und die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Gespräche fortsetzen wollen.
Die Synodalversammlung sprach sich dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Bei anderen Themen beschloss die Versammlung für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz konkrete Reformen. So soll Frauen und nicht geweihten Männern künftig die Predigt in Gottesdiensten gestattet werden. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen. Ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen. Als letzter Text wurde ein Votum verabschiedet, das eine Öffnung des Diakonats in der katholischen Kirche für Frauen fordert.
Beteiligung von Laien an Grundsatzentscheidungen
Ein Text mit “Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche” wurde einstimmig in Erster Lesung angenommen. Zur weiteren Beratung an den Synodalen Ausschuss wurde ein Text verwiesen, der eine gleichberechtigte Beteiligung von Laien an Grundsatzentscheidungen in der Kirche vorsieht. Gegen eine solche Selbstbeschränkung bischöflicher Vollmachten hatte der Vatikan im Vorfeld deutliche Warnungen ausgesprochen.
Die Präsidenten der Versammlung, Bischof Georg Bätzing und die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, werteten vor Journalisten die Ergebnisse als Erfolg und würdigten die Kompromissfähigkeit. Bätzing betonte, der Synodale Weg werde auch in Rom und in der katholischen Weltkirche “sehr ernst genommen”. Er führe weder in eine Spaltung, noch sei er der Beginn einer Nationalkirche. Man habe stets unterschieden zwischen Beschlüssen, die von Bischöfen vor Ort umgesetzt werden können, und “Themen, die wir nicht alleine, sondern nur im Konsens mit der Weltkirche weiterentwickeln können”. Auch dafür brauche es weltweit “Beratungen und Beschlüsse im synodalen Stil”, Rom sei “nicht alleine die Entscheidungsinstanz”.
Stetter-Karp: Kirche in Deutschland strukturell nicht wirklich verändert
Stetter-Karp erklärte: “Wir haben es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern.” An einer solchen Veränderung komme die Kirche aber nicht vorbei, wenn sie ins 21. Jahrhundert kommen wolle. “Wer den Missbrauchsskandal ernst nimmt, muss ganz klar an strukturellen Veränderungen arbeiten”, so die Vorsitzende des Laiendachverbands. Für die kommenden Jahre kündigte sie an, dass der Synodale Rat bis 2026 umgesetzt werden soll. Auf dem Weg zur Weltsynode in Rom im Oktober 2023 und 2024 würden die deutschen Katholiken nun ihre “Netzwerke stärken”. Sie fügte hinzu: “Wir sind verbunden mit vielen Katholikinnen und Katholiken in anderen Ländern, die Vertrauen in uns setzen. Die mit uns zusammen die Kirche in die Zukunft bringen wollen.”
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode bezeichnete die Beschlüsse des Synodalen Wegs als “historisch” und erklärte, er selbst habe noch vor wenigen Jahren nicht geglaubt, dass man so weit kommen werde. Begleitet wurde die Versammlung von kleineren Demos vor dem Tagungsort. Demonstranten forderten eine Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche, andere warnten mit Transparenten vor “Häresie und Schisma”.
Nach dem Ende der Versammlung stand ein Abschlussgottesdienst im Frankfurter Dom auf dem Programm. Hauptzelebranten waren der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterovic. Statt einer Predigt gab es drei “geistliche Impulse”. Die Schlussworte sprachen die beiden Präsidenten des Synodalen Wegs, Stetter-Karp und Bätzing.