Neuer Paderborner Erzbischof Bentz wird ins Amt eingeführt

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17 Monate nach dem Rücktritt von Hans-Josef Becker erhält das katholische Erzbistum Paderborn am Sonntag einen neuen Erzbischof. Zur großen Feier im Dom haben sich prominente Gäste angekündigt.
17 Monate nach dem Rücktritt von Hans-Josef Becker erhält das katholische Erzbistum Paderborn am Sonntag einen neuen Erzbischof. Zur großen Feier im Dom haben sich prominente Gäste angekündigt.

Der neu ernannte Erzbischof von Paderborn: Dr. Udo Markus Bentz. –Foto: Bistum Mainz

Der neue katholische Erzbischof von Paderborn, Udo Markus Bentz (57), wird am Sonntag in sein Amt eingeführt. Der gut zweistündige Festgottesdienst im Dom wird live in die benachbarte Kaiserpfalz, die Gaukirche, in den TV-Programmen von WDR und HR sowie online übertragen. Der bisherige Mainzer Weihbischof und Generalvikar war am 9. November vom Papst ernannt worden, nachdem ihn das Paderborner Domkapitel gewählt hatte – erstmals auch nach Beratungen mit Laien.

An der Feier nehmen neben dem Botschafter des Papstes in Deutschland, Nikola Eterovic, zahlreiche Bischöfe teil – darunter Bischof Jean-Pierre Vuillemin aus Paderborns Partnerdiözese Le Mans. Ebenso sind Vertreter anderer Kirchen sowie der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen geladen. Der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz, dessen Heimat im Erzbistum liegt, will ebenfalls dabei sein.

Bentz folgt auf den im Oktober 2022 zurückgetretenen Erzbischof Hans-Josef Becker (75). Wenn er am Sonntag seinen Platz auf dem Bischofsstuhl im Dom, der Kathedra, einnimmt, ist die 17-monatige Sedisvakanz beendet. Der gebürtige Pfälzer wird 67. Bischof und 5. Erzbischof von Paderborn, das erstmals seit 130 Jahren einen Oberhirten von außerhalb erhält. Damit endet die Amtszeit des diözesanen Übergangsleiters Michael Bredeck.

Neuer Erzbischof Bentz gegen Kleinstaaterei in der Kirche

Der neue Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat sich für eine engere Zusammenarbeit der katholischen Bistümer in Deutschland ausgesprochen. “Es geht oftmals sehr viel mehr gemeinsam, ohne das Eigene zu verlieren, als man denkt. Etwa bei Verwaltung, Finanzen und Kommunikation”, sagte Bentz am Samstag der “Katholischen Nachrichten-Agentur” (KNA). “Natürlich haben wir da noch ein Bewusstsein von Kleinstaaterei, das sich durchzieht. Da ist ein Bewusstseinswandel nötig.”

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen könnten die Bistümer dadurch Geld sparen und profilierter auftreten, sagte Bentz. Dies gelte auch für gemeinsame Angebote der Seelsorge. Denn die Bindung an die Kirchengemeinde vor Ort spiele in einer digitalisierten Welt nicht mehr die gleiche Rolle wie früher.

Neuer Paderborner Erzbischof: Auch Gemeinden gegen AfD gefordert

Nach der Warnung der katholischen Bischöfe vor der AfD sieht der neue Erzbischof von Paderborn die Kirchengemeinden gefordert. Wer in der AfD ein Mandat habe, könne nicht in einer Pfarrgemeinde ein Amt oder ein Mandat haben, sagte Bentz er in dem Interview. Ob dieses Nein auch für einfache AfD-Mitglieder gelte, die im Pfarrgemeinderat mitarbeiten wollen, liege nicht nur in der Verantwortung der Bischöfe: “Unser Positionspapier der Bischofskonferenz ist sehr klar. Jetzt sind auch die Pfarrgemeinden gefordert, sich klar zu positionieren, die konkrete Situation zu bewerten und zu sagen: Nein, das geht nicht.”

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte Ende Februar einstimmig eine Erklärung beschlossen mit dem Titel “Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar”. Darin grenzen sich die Bischöfe von der AfD ab und bezeichnen sie als für Christen nicht wählbar.

Erzbischof Bentz: Katastrophale Lage in Gaza muss sich ändern

Die “katastrophale humanitäre Situation” im Gazastreifen muss sich nach Ansicht Bentz‘ dringend ändern. “Das kann so nicht sein”, sagte er am Samstag. Insgesamt sei die Lage im Nahen Osten aber “sehr viel komplexer, als wir es gerne hätten”. Bentz, der am Sonntag in sein neues Amt eingeführt wird, ist in der Bischofskonferenz für den Nahen und Mittleren Osten zuständig.

Dabei brächten die Kirchen in Deutschland mit der Geschichte der Schoah im Hintergrund eine eigene und andere Sichtweise ein als etwa Kirchenvertreter aus England, Südafrika oder den USA. “Dann muss und darf es dazu nicht uniforme Stellungnahmen geben. Das Ganze ergibt sich erst in der komplementären Wahrnehmung”, sagte Bentz. Für die Kirchen gehe es aber nicht allein um politische Fragen. Vielmehr hätten die Glaubensgeschwister im Heiligen Land Priorität: Christen, die israelische Staatsbürger sind wie auch arabische Christinnen und Christen.

Persönlicher Sekretär

Bentz, der aus dem pfälzischen Rülzheim stammt, absolvierte zunächst eine Lehre als Bankkaufmann, bevor er in Mainz und Innsbruck Theologie studierte. Nach der Priesterweihe 1995 wurde er 1998 persönlicher Sekretär des Mainzer Bischofs und Kardinals Karl Lehmann.

Unter Lehmanns Nachfolger Peter Kohlgraf wurde Bentz 2017 Generalvikar. 2022 erhielt er durch die Theologin Stephanie Rieth eine eigenverantwortliche “Bevollmächtigte des Generalvikars” an seine Seite. Damit zeigt er sich offen für neue Strukturen bei kirchlichen Leitungsaufgaben, eines der Anliegen des Reformprojekts Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland.

Im Erzbistum Paderborn leben rund 4,8 Millionen Menschen, davon rund 1,4 Millionen Katholiken. In seinen Einrichtungen sind annähernd 3.000 Mitarbeiter tätig. Die Erzdiözese erstreckt sich von Minden im Norden bis nach Siegen im Süden und von Höxter im Osten bis nach Herne im westlichen Ruhrgebiet. Zusätzlich zu den Gebieten in Westfalen zählen Teile des hessischen Kreises Waldeck-Frankenberg und die niedersächsische Stadt Bad Pyrmont zum Erzbistum Paderborn.

rwm/kna