Migrationsforscherin: Ukraine-Krieg geht vielen sehr nahe

Der Krieg in der Ukraine geht nach Worten der Migrationsforscherin Zeynep Yanasmayan auch hierzulande vielen „persönlich sehr nahe“.
Frankfurt – Der Krieg in der Ukraine geht nach Worten der Migrationsforscherin Zeynep Yanasmayan auch hierzulande vielen "persönlich sehr nahe". 90 Prozent der Befragten hätten sich für eine Aufnahme von Menschen aus der Ukraine ausgesprochen, sagte die Leiterin der Abteilung Migration am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DEZIM) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag). Sie berief sich auf eine Schnellumfrage des DEZIM.

Flüchtende Ukrainer an der Grenze zu Ungarn. –Foto: © Janossygergely | Dreamstime.com

Der Krieg in der Ukraine geht nach Worten der Migrationsforscherin Zeynep Yanasmayan auch hierzulande vielen “persönlich sehr nahe”. 90 Prozent der Befragten hätten sich für eine Aufnahme von Menschen aus der Ukraine ausgesprochen, sagte die Leiterin der Abteilung Migration am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DEZIM) der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Montag). Sie berief sich auf eine Schnellumfrage des DEZIM.

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Demnach erklärte sich die Hälfte der Befragten bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren oder zu spenden. Ein Viertel könne sich vorstellen, Geflüchteten das eigene Zuhause anzubieten. Diese Hilfsbereitschaft sei “beeindruckend”, sagte Yanasmayan.

Auch 2015 war die Aufnahme- und Hilfsbereitschaft „unglaublich groß“

Auch 2015 sei die Aufnahme- und Hilfsbereitschaft “unglaublich groß” gewesen, fügte die Forscherin hinzu. “Das gesellschaftliche Engagement war da, das sollten wir nicht unterschätzen.” Allerdings spiele es eine Rolle, dass die Ukrainer als europäisch wahrgenommen würden. “Viele europäische Länder haben eine Geschichte der Bedrohung durch Russland. Was die Ukraine gerade erlebt, erinnert viele Menschen in Osteuropa an eine bekannte Situation.” Viele hätten das Gefühl, dass eine solche Situation auch sie selbst betreffen könnte und seien schockiert, sagte Yanasmayan.

Viele Projekte, die sich nun für Geflüchtete aus der Ukraine einsetzten, seien schon 2015 entstanden, erläuterte die Expertin. “Diese Ehrenamtlichen sind nicht verloren gegangen. Was meiner Einschätzung nach gekippt ist, ist die Politik der gesamten EU. Wir haben eine starke Politik des Angstmachens und der Kriminalisierung von Migranten erlebt.”

„Beide Gruppen haben gute Gründe für ihre Flucht“

Wenn nun in den Medien zu hören sei, dass “Leute aus der zivilisierten Welt” oder “Menschen mit blauen Augen” lieber aufgenommen würden, sei das rassistisch, mahnte Yanasmayan. “Ob ein Mensch Asyl erhält, sollte nicht von Hautfarbe oder Herkunft abhängen. Sondern davon, ob er Schutz braucht oder nicht.” Dass derzeit überwiegend Frauen und Kinder kämen, passe zur verbreiteten Vorstellung von Geflüchteten: “Sie sind Opfer, sie sind vulnerabel, sie haben keine Fürsprecher und keinen Staat mehr.” Einen Vergleich zwischen syrischen jungen Männern und den jetzigen Geflüchteten aus der Ukraine halte sie jedoch nicht für angemessen: “Beide Gruppen haben gute Gründe für ihre Flucht, und beide brauchen unseren Schutz.”