Der jüngste Verhandlungs-Appell des Papstes in Richtung Ukraine sorgt weiter für Aufregung. Während der ukranische Außenminister auf Weiß und Blau als Flaggenfarbe beharrt, hat Moskau eine ganz eigene Interpretation.
Kiew/Riga/Moskau – Der jüngste Interview-Appell von Papst Franziskus an die Ukraine zum „Mut zur weißen Fahne“ sorgt weiter für kontroverse Reaktionen. Der lettische Präsident Edgars Rinkevics wies den Aufruf des Papstes an die Ukraine, Verhandlungen mit Russland zu beginnen und den „Mut zur Weißen Fahne“ zu haben, deutlich zurück. „Man darf vor dem Bösen nicht kapitulieren, man muss es bekämpfen und besiegen, damit das Böse die weiße Fahne hisst und kapituliert“, schrieb Rinkevics am Sonntag auf der Online-Plattform X.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erklärte ebenfalls auf X, der Stärkste sei Derjenige, „der im Kampf zwischen Gut und Böse auf der Seite des Guten steht, anstatt zu versuchen, sie auf eine Stufe zu stellen und es ‚Verhandlungen‘ zu nennen“. Man kenne die Strategie des Vatikans in Bezug auf die weiße Flagge aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. „Ich dränge darauf, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und die Ukraine und ihr Volk in ihrem gerechten Kampf um ihr Leben zu unterstützen“, so der Minister.
„Unsere Flagge ist gelb und blau“, unterstrich Kuleba. „Dies ist die Flagge, unter der wir leben, sterben und siegen. Wir werden niemals andere Flaggen hissen.“ Weiter dankte Kuleba dem Papst für seine ständigen Gebete für den Frieden. „Wir (…) hoffen weiterhin, dass der Papst nach zwei Jahren verheerenden Krieges im Herzen Europas die Gelegenheit finden wird, der Ukraine einen apostolischen Besuch abzustatten, um über eine Million Katholiken, über fünf Millionen griechisch-katholische Christen, alle Christen und alle Ukrainer zu unterstützen“, so der Außenminister.
Unterdessen erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, Franziskus habe nicht Kiew, sondern dem Westen geraten, Verhandlungen zu beginnen. „Ich sehe es so: Der Papst bittet den Westen, seine Ambitionen aufzugeben und einen Fehler zuzugeben“, sagte Sacharowa laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. Russland habe nie Verhandlungen blockiert, behauptete sie. In dem am Vortag in Auszügen bekannt gewordenen Interview des Papstes hatte das Kirchenoberhaupt unter anderem gesagt: „Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation.“ Die Regierung in Kiew hatte er aufgefordert, den „Mut zur Weißen Flagge, zu Verhandlungen“ zu haben und ihr „Land nicht in den Selbstmord zu führen“.
Deutscher Botschafter am Vatikan distanziert sich vom Papst
In einer für deutsche Diplomaten ungewöhnlichen Weise hat sich der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl von jüngsten Äußerungen des Papstes zur Ukraine distanziert. In einem Tweet im Netzwerk X (vormals Twitter) schrieb der deutsche Botschafter Bernhard Kotsch am Sonntag: „Russland ist der Aggressor und bricht internationales Recht! Deshalb fordert Deutschland Moskau auf, den Krieg zu stoppen, und nicht Kiew (Kyjiw)!“ Es folgt ein Symbol der deutsch-ukranischen Freundschaft. Die beiden Sätze sind auf Englisch geschrieben.
Das am Vortag in Auszügen bekannt gewordene Interview des Papstes war zum Nachhören an den Tweet des Botschafters angehängt. In dem Interview hatte das Kirchenoberhaupt unter anderem gesagt: „Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation.“ Die Regierung in Kiew hatte er aufgefordert, den „Mut zur Weißen Flagge, zu Verhandlungen“ zu haben und ihr „Land nicht in den Selbstmord zu führen“.