Nathanael Liminski zwischen den Wahlkampffronten

Eigentlich soll Nathanael Liminski im Hintergrund CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet den Rücken frei halten. Nun macht ihn die SPD selbst zum Gegenstand der Auseinandersetzung – und das auch wegen religiöser Haltungen.
Eigentlich soll Nathanael Liminski im Hintergrund CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet den Rücken frei halten. Nun macht ihn die SPD selbst zum Gegenstand der Auseinandersetzung - und das auch wegen religiöser Haltungen Ein selbstbewusstes Auftreten kann man Nathanael Liminski nicht absprechen. Dafür sorgen nicht nur seine 1,90 Meter, mit denen er seinen Chef, den CDU-Kanzlerkandidaten und NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, um einiges überragt. Mit 35 Jahren ist Liminski nicht nur seit 2017 bislang jüngster Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf, er gilt auch als strategischer Kopf hinter Laschets Sieg bei den letzten Landtagswahlen und wichtiger Berater für den Bundestagswahlkampf.

Ministerpräsident Armin Laschet ernennt 2017 Staatssekretär Nathanael Liminski. –Foto: Ralph Sondermann/Land NRW

Eigentlich soll Nathanael Liminski im Hintergrund CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet den Rücken frei halten. Nun macht ihn die SPD selbst zum Gegenstand der Auseinandersetzung – und das auch wegen religiöser Haltungen.Ein selbstbewusstes Auftreten kann man Nathanael Liminski nicht absprechen. Dafür sorgen nicht nur seine 1,90 Meter, mit denen er seinen Chef, den CDU-Kanzlerkandidaten und NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, um einiges überragt.

Liminski gilt als strategischer Kopf hinter Laschets Sieg

Mit 35 Jahren ist Liminski nicht nur seit 2017 bislang jüngster Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf, er gilt auch als strategischer Kopf hinter Laschets Sieg bei den letzten Landtagswahlen und wichtiger Berater für den Bundestagswahlkampf. Nun ist er allerdings selbst zum Gegenstand der Auseinandersetzung geworden. Denn die SPD greift Aussagen des damals 22-Jährigen aus dem Jahr 2007 zu seinen persönlichen, auch religiös motivierten Überzeugungen in einem Wahlkampfspot auf und an.

Dabei geht es um einen Auftritt in Sandra-Maischbergers Talk-Runde zur Frage „Keuschheit statt Porno – brauchen wir eine neue Sexualmoral?“. Liminski gehörte seinerzeit der „Generation Benedikt“ an, einem Zusammenschluss junger konservativer Katholiken. Sie wollten nach dem Weltjugendtag mit Benedikt XVI. (2005-2013) in Köln die Überzeugungen des damaligen Papstes publik machen, nicht zuletzt bei Reizthemen wie der kirchlichen Sexualmoral und dem Lebensrecht von Ungeborenen.

Als Beleg für erzkonservative Grundhaltung herangezogen

Sex vor der Ehe diene nicht der vollen Entfaltung der Sexualität, betonte Liminski damals als Gegenpol zur Porno-Rapperin Lady Bitch Ray. Im „Spiegel“ hatte er zuvor erklärt, dass er Abtreibung für ethisch nicht vertretbar halte, sie aber verstehen könne, „wenn es um Gesundheitsgefahren für die Mutter oder um eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung geht“. Kritisch äußerte er sich auch zur gleichgeschlechtlichen Ehe.

Im Laufe der steilen politischen Karriere wurde diese Talk-Szene immer wieder als Beleg für eine angeblich erzkonservative Grundhaltung herangezogen. Später verwies man darauf, dass das erste seiner vier Kinder vor der Eheschließung auf die Welt kam. Aus seiner Kirchenzugehörigkeit und seiner Glaubensüberzeugung – zu der nicht zuletzt die Fehlbarkeit des Menschen gehört -, hat Liminiski nie einen Hehl gemacht. Im persönlichen Gespräch zeigt er sich aber weder als religiöser Fundamentalist noch als politischer Moralist.

Vater Mitglied bei Opus Dei

Als achtes von zehn Kindern kam Nathanael Liminski in September 1985 in Sankt Augustin bei Bonn zur Welt. Mit politischen wie kirchenpolitischen Fragen kam er früh in Berührung. Sein kürzlich verstorbener Vater Jürgen Liminski war Journalist beim Deutschlandfunk und schrieb zudem für mehrere Zeitungen. Als Mitglied der katholischen Laienvereinigung Opus Dei trat dieser engagiert für konservative Familienwerte ein, nicht zuletzt beim Kongress „Freude am Glauben“.

Der Sohn engagierte sich bereits in der Schülerunion und später in der Jungen Union parteipolitisch und gilt unter Christdemokraten als sehr gut vernetzt. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak ist Patenonkel eines der Kinder. Nach dem Abitur am katholischen Collegium Josephinum in Bonn mit einem Schnitt von 1,1 und einem Studium der Geschichte, Politikwissenschaften und Staatsrechtslehre in Bonn und Paris wurde Liminski bereits mit 25 Jahren Redenschreiber des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU).

Mehrere Stationen für Liminski

Danach wechselte er in das Verteidigungsministerium, um kurz für Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und dann im Planungsstab für dessen Nachfolger Thomas de Maiziere (CDU) zu arbeiten. Letzterem folgte er 2014 ins Innenministerium. Laschet warb ihn schließlich nach Düsseldorf ab, wo er zum Fraktionsgeschäftsführer avancierte. Im Landtagswahlkampf setzte er nicht auf ideologische Themen, sondern beschäftigte sich mit konkreten Fragen rund um Staus, Schulen oder Verbrechensbekämpfung. Derzeit ist er formal für die „Durchsetzung der Richtlinienkompetenz des Regierungschefs sowie Planung, Koordinierung, Steuerung und Kontrolle der Regierungsarbeit zuständig“.

Dort wird Liminski nicht nur Fleiß bis zur „Aktenfresserei“, eine rasche Auffassungsgabe und strategisches Denken nachgesagt. Stressresistent und ausgeglichen gilt er als Ergänzung des emotionaleren Laschet. Beide soll eine vertrauensvolle freundschaftliche Beziehung verbinden. So könnte die Bundestagswahl für den wertkonservativen Liminski, der zugleich dem christlich-liberalen Flügel zugeordnet wird, auch die Rückkehr nach Berlin ebnen – möglicherweise direkt ins Kanzleramt. Dafür braucht es aus derzeitiger Sicht aber noch eine ganze Menge strategische Planung.

Bischöfe und CDU-Religionssprecher kritisieren SPD-Werbespot

Die Deutsche Bischofskonferenz wirbt in der Debatte um einen umstrittenen SPD-Videoclip, der antikatholische Polemik enthält, für einen fairen Wahlkampf. „Den Umgang in dem Wahlwerbespot mit der Äußerung einer religiösen Überzeugung halten wir für unangemessen“, teilte der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Montag auf Anfrage mit.

Auch der religionspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hermann Gröhe (CDU), übte Kritik an dem Spot, in dem Bezug auf die religiöse Einstellung von CDU-Politiker Nathanael Liminski (35) genommen wird. „Nicht frühere Aussagen zu seinen individuellen Moralvorstellungen (zumal für das eigene Leben) eines heutigen hervorragenden nordrhein-westfälischen Spitzenbeamten sind das Problem. Sondern die antikatholische Stimmungsmache durch die SPD“, sagte Gröhe der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn.

Kritische Reaktionen

In einem Video, bei dem nacheinander russische Matroschka-Puppen mit CDU-Politiker-Gesichtern geöffnet werden, wird auf die rechte Hand von Union-Spitzenkandidat Armin Laschet in der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Liminski (35), abgezielt. Es heißt darin: „Wer Armin Laschet von der CDU wählt…wählt erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist“. Liminski hatte 2007 als 22-Jähriger in einer Talkshow gesagt, dass er die ablehnende Position der katholischen Kirche zum Sex vor der Ehe teile. Er war damals Mitbegründer einer Vereinigung namens „Generation Benedikt“, die Positionen des Papstes gegen die liberale Mehrheitsmeinung in Deutschland verteidigte.

Am Wochenende folgten aus Politik- und Kirchen-Kreisen kritische Reaktionen auf den Spot. Der ehemalige religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, bezeichnete es als völlig inakzeptabel, den Glauben von jemandem auf diese Weise abzuwerten. Der Vorsitzende der NRW-Landesgruppe der CDU im Bundestag, Günter Krings, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag): „Dass höchstpersönliche Themen und religiöse Überzeugungen zum Gegenstand politischer Angriffe gemacht werden, hat es in der Nachkriegszeit so noch nicht gegeben.“

„Kein negatives campaining“

Kopp ergänzte: „In früheren Wahlkämpfen gehörte es zum guten Ton, kein negatives campaining zu betreiben. Daran sollten die demokratischen Parteien in Deutschland unbedingt festhalten.“

Auch der Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf, Antonius Hamers, hält es nach eigenen Worten für falsch, jemanden wegen seines Glaubens zu diskreditieren. Gröhe sprach nun von „Intoleranz“. Jedoch würdigte er, dass es von SPD und Grünen „eindeutige kritische Stimmen zu dieser unsäglichen Entgleisung gibt“.

Von Christoph Scholz und Rainer Nolte (KNA)