Mit dem Thesenanschlag 2.0 an Dom- und Kirchentüren im gesamten Bundesgebiet weist die Reformbewegung Maria 2.0 auf Missstände in der katholischen Kirche hin.
Mit dem Thesenanschlag 2.0 an Dom- und Kirchentüren im gesamten Bundesgebiet weist die Reformbewegung Maria 2.0 auf die „eklatanten Missstände in der katholischen Kirche hin“, wie die Initiatorinnen am Sonntag erklärten. Die Initiative untermauert damit ihre Forderungen nach Reformen hin zu einer zukunftsfähigen Kirche. An dem Wochenende vor der virtuellen Vollversammlung der Deutschen Bischöfe (23. bis 25. Februar 2021) wendet sich dieReformbewegung Maria 2.0 mit ihren Forderungen nach Veränderungen in der Kirche erneut an die Öffentlichkeit.
„Dass Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll, ist wohl eher eine Legende, aber seine Thesen haben etwas Großes in Bewegung gesetzt“, erklärte die Initiative Maria. 2.0. Aus ihrer Sicht seies notwendig, dass die Deutsche Bischofskonferenz endlich beginnt, sich ernsthaft mit den in der katholischen Kirche notwendigen Reformen auseinanderzusetzen, und den Willen zu Veränderungen durch Taten bezeugt“.
Am Sonntag haben Anhängerinnen der Bewegung ihre Forderungen in sieben Thesen im ganzen Land an Kirchentüren geschlagen. Ihre wichtigste Forderung ist jene nach Gleichstellung und Veränderung der überkommenen Machtstrukturen. Vor dem Grundgesetz hätten alle Menschen die gleichen Rechte, nicht jedoch in der katholischen Kirche, heißt es in ihrem Thesenpapier: “Mannsein begründet Sonderrechte.” Die katholische Kirche duldet keine Priesterinnen, die sogenannten Weiheämter sind allein Männern vorbehalten. Doch auch in der Kirche hätten alle Menschen die gleiche Würde und müssten somit auch Zugang zu allen Ämtern erhalten, argumentiert Maria 2.0.
Die bestehenden Machtstrukturen seien “eines der Grundprobleme” der Kirche, sie würden Machtmissbrauch “mit all seinen menschenunwürdigen Facetten” fördern. “Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung” hätten das Vertrauen der Gläubigen und die Glaubwürdigkeit der Kirchenführung zerstört.
Auch der Umgang mit Sexualität sei überholt und müsse dringend verändert werden. Längst sei auch die Kirche bunt und müsse selbstbestimmte, achtsame Sexualität anerkennen, fordert Maria 2.0. Die offizielle Linie, die von Priestern ein Leben im Zölibat verlangt und Homosexualität verdammt, werde von den Gläubigen nicht mehr ernst genommen. Die “offiziell gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend”, schreiben die Initiatorinnen.
Aufklärung, Verfolgung und Bekämpfung der Ursachen von sexualisierter Gewalt gehören ebenfalls zu ihren Forderungen. Schon viel zu lange gelte die katholische Kirche als ein Tatort sexueller Gewalt, schreiben sie. Kirchliche Machthaber würden Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss halten und sich aus der Verantwortung stehlen. Das dürfe nicht so bleiben: “Taten sexualisierter Gewalt werden umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Die Ursachen werden konsequent bekämpft.”
Die Bewegung Maria 2.0 tritt für Reformen in der katholischen Kirche ein. Sie ist eine bundesweit vernetzte Graswurzelbewegung. Zahlreiche Maria-2.0-Gruppen in verschiedenen Orten machen seit Mai 2019 immer wieder mit unterschiedlichen Aktionen in Kirchengemeinden, Bistümern und häufig auch bundesweit gemeinsam auf ihre Forderungen aufmerksam. Auch im Bistum Essen fanden Aktionen in verschiedenen Städten statt.